Leica-Fotograf Jojo Schulmeister ist inzwischen ziemlich bekannt auf der griechischen Insel Lesbos. Er ist ein Freund geworden, von vielen Flüchtlingen. Von Menschen, welche dort seit Jahren unter schwierigsten Umständen in Lagern ausharren. Irgendwie überleben. Diese Leute, ihre Narben, ihre Trauer und ihre Geschichten sind die Geschichte von Jojo geworden. Diese sind Ende August zu sehen, anlässlich seiner Ausstellung «Laughing Scars» vom 30. August bis 9. September im Dynamo in Zürich.

«Ich mache keine Sensations-Stories. Ich war und gehe immer noch nach Lesbos, um die Menschen zu treffen. Ihre Geschichten zu erfahren und zu erzählen. Bei mir steht nicht der Flüchtling im Zentrum, sondern eben, der Mensch.» Vor zwei Jahren reiste Jojo zum ersten Mal nach Lesbos. Um seine erste Foto-Reportage zu machen. «Damals war der grosse Fotografen-Ansturm schon durch. Die Sensations-Fotografen. Machen paar Bilder und sind wieder weg». Dies ist nicht Jojo’s Stil. Lesbos liess ihn nicht mehr los. Also kehrte er seither immer wieder zurück.

Inzwischen kennen ihn viele von den knapp 10’000 Flüchtlingen. «Ja, es sind zum Teil Freundschaften entstanden. Sie begrüssen mich, wenn ich zurück bin. «Hey Jojo, you’re back!» Es ist inzwischen ein persönliches Projekt geworden. Viel mehr als eine einfache Reportage». Jojo macht Porträts, welche die Person nicht wirklich zeigen. Er schützt damit den Menschen. Entzieht dem Bild die Sensation. Er dokumentiert Details, welche typisch für die Leute sind. Oft sind es Narben. Wenige Male auch ein breites Lächeln.

Leica Q

Seine bevorzugte Kamera ist die Leica Q. Weil es die perfekte Kamera ist für die Projekte von Jojo «Ich kann ganz nah dran sein am Menschen. Das sieht man den Bildern an. Es ist die beste Kamera, um in heiklen Gebieten zu arbeiten. Sie ist so kompakt. Die Leute nehmen dich nicht als Fotografen wahr». Leica hatte schon immer eine magische Wirkung auf ihn. «Weil alle Magnum-Fotografen immer mit Leica fotografierten. Und der Look ist einfach toll. Ich glaube ich werde Leica treu bleiben» lacht Jojo mit einem Augenzwinkern.

Die Leica Q von Jojo erlebte nicht nur die Krise in Lesbos sondern kürzlich auch das Krisengebiet in Palästina. «Die Kriegsfotografie interessiert mich einfach. Alle meine Idole machen Kriegsfotografie. Und ja, ich gebe zu. Es ist ein gewisser Kick, Adrenalin».

Gleichzeitig fragt sich Jojo aber auch, ob die Leute nicht bereits abgestumpft sind ob der täglichen Berichterstattung über all die Krisen. «Es ist so, ja. Was ist noch sinnvoll? Kann ich noch etwas erreichen? Aber dann, wenn ich diese Situationen erlebe finde ich schon, es gibt ganz viele Dinge die gefiltert werden. Auch auf Social Media. Da lohnt es sich doch, die Realität zu dokumentieren».

Lächelnde Narben

Einige seiner Leica Q-Bilder aus Lesbos stellt Jojo Ende August in Zürich aus. «Laughing Scars» zeigt eben diese Porträts, welche den Flüchtling schützen aber den Menschen zeigen. «Die Idee ist auf Lesbos selbst entstanden. Ich sass mit Volunteers zusammen. Und viele von ihnen mögen die Fotografen nicht besonders, wegen der Sensationsfotos. Also begann ich mit den Flüchtlingen zu sprechen, um ihre Geschichten zu erfahren». Aus diesen Geschichten ist die Ausstellung entstanden. Ein kleines Begleitbuch wird die Gespräche zudem dokumentieren.

Zum Schluss des überaus unterhaltsamen und sympathischen Gesprächs mit Jojo meint er noch lächelnd: «Ganz ehrlich, seit ich die Leica Q zum ersten Mal in der Hand hielt, habe ich sie nicht mehr hergegeben. Sie ist ganz einfach perfekt für mich. So kompakt. So einfach. So klein und unauffällig. Ich will ja schliesslich keinen Computer bedienen». Und erzählt mir noch diese Geschichte aus einem Krisengebiet: «Ich war neben einer Fotografenkollegin am Arbeiten. Da schaut uns einer der Flüchtlinge an und meint sie habe wohl die bessere Kamera, meine sei so klein. Die Fotografin schaute mich an und meinte mit einem Lächeln Nein, nicht wirklich».

Infos zur Ausstellung: https://www.my-blackbook.ch/laughing-scars