Seit Anfangs 2018 ist Dominic Nahr Ambassador von Leica Camera (Schweiz). Der renommierte Schweizer Fotojournalist ist Preisträger eines World Press Photo Awards sowie eines Swiss Press Photo Awards. 2015 wurde er durch die Swiss Photo Academy zum Schweizer Fotograf des Jahres gekürt.

Bild oben: Foto wurde während Ausschreitungen in Nairobi, Kenia von  Associated Press Fotograf Ben Curtis aufgenommen. 

Wenn Leica-Ambassador Dominic Nahr auf Reisen geht, überlässt er nichts dem Zufall. Es geht schliesslich um das perfekte Bild. Alles muss stimmen. Alles muss im entscheidenden Moment aufgehen. Die Reise. Die Vorbereitung vor Ort. Menschen und Situationen. Und natürlich vor allem die Ausrüstung. Und selbst wenn alles perfekt passt, gibt es Faktoren, welche selbst ein Profi-Fotograf nur schlecht beeinflussen kann. Vor allem wenn er wie Dominic Nahr in entlegenen Gebieten oder Krisen- und Kriegsregionen arbeitet.

Ich steht auf dem Dach eines Land Cruisers, um das Bild eines jährlichen Angelereignisses in Nord-Mali zu bekommen. Dieses Bild wurde von meinem Freund Amadou Thiam aufgenommen, der als Übersetzer für mich in Mali arbeitete. Unterdessen ist Amadou Mitglied des Parlaments.

 

«Ich weiss nicht mehr, wie oft ich schon mit Tränengas in Berührung kam» erzählt er schmunzelnd. Aber das ist längst nicht das Schlimmste. Von Elefanten gejagt. Mehrere Male Malaria überlebt. Fast ein halbes Dutzend Autounfälle. Ein paarmal ausgeraubt. Und vieles mehr. «Diese Situationen waren Teil meines Lebens. Ich wollte die Fotografie ausleben und aufzeigen, wie hart das Leben in manchen Ländern ist. Diese extremen Momente waren einfach Teil davon, Teil meiner Arbeit» meint der Leica-Ambassador entspannt. «Die grösste Anspannung erlebte ich aber jeweils vor der Reise, in der Hoffnung, dass alles reibungslos abläuft. Wenn ich dann mal unterwegs bin, schalte ich in den Arbeitsmodus. Sollte mal etwas schiefgehen, versuche ich ruhig zu bleiben. Ich rede mir dann ein, dass alles gar nicht so schlimm ist.»

Meine Leica Kameras und Objektive, Reisepässe, Batterien, Mikrofone, Laptops, Festplatten, Akkupacks, Telefone, Notebooks, analoge Filme und Presseausweise sind vor dem Verpacken für eine Reise nach Kolumbien ausgelegt.

 

Drei Leica im Gepäck

Klar packt Dominic Nahr alles Nötige ein, um sich zum Beispiel gegen Sonne oder Moskitos zu schützen. Aber vor allem packt er, um das perfekte Bild nach Hause zu bringen. Trotz Notsituationen und extremen Bedingungen. Er muss die gewünschten Bilder schiessen können. Dazu gehören selbstverständlich mehrere Leica Kameras. Bei ihm sind es die M240, die Q und die M6. «Ich liebe Leica vor allem auch, weil ich mit den Kameras nicht auffalle. Sie sind klein, nicht aufdringlich. Die perfekte Voraussetzung zum Reisen. Vor allem in Ländern, in welchen das Gepäck auf Reportage-Material untersucht wird.“ Eine seiner Lieblings-Kameras war die Leica M9, mit welcher er in den Irak gereist ist. „Ich habe sie von einem Leica-Sammler erhalten. Eine ganz spezielle Kamera, sehr elegant. Eigentlich sah sie mehr aus wie ein Fashion-Accessoire“ lacht Nahr. Zudem liebt er die M9 und die M-E für die authentischen Aufnahmen, welche diese dank dem CCD-Sensor liefern. „Was mich an der M-E auch fasziniert ist die Reduktion auf das Minimum.“

Die handliche Grösse der Kameras muss allerdings nicht immer ein Vorteil sein. Nahr erzählt von einer Situation, als er einen Präsidenten fotografieren sollte. Die PR-Abteilung des Politikers betrachtete die kleine Kamera kritisch, sie entsprach offenbar nicht den Anforderungen an einen Präsidenten-Fotografen. «Aber mit einer kurzen Erklärung über die Qualitäten und Exklusivität meiner Kamera war das Thema jeweils erledigt.»

Der ehemalige somalische Präsident Hassan Sheikj Mohamud bei einem Fotoshooting für das TIME-Magazin in Mogadischu, Somalia.

Die passenden Objektive sind für Nahr zwei 35mm (“falls eines kaputt geht»), und je ein 50mm und 90mm. Plus Blitze, Fernbedienung, Speicherkarten und Ladegeräte.

«Das Wichtigste ist, das ganze Material bereit zu haben, wenn es losgeht. Das heisst, genügend Ersatzmaterial für alle Fälle. Seien es Batterien oder auch ein entsprechendes Smartphone
. Von Vorteil ist auch eine zusätzliche Kamera, zum Beispiel eine Huawei mit Leica Optiken. Diese kann ich irgendwo deponieren, falls ich ausgeraubt werden sollte. Ich versuche, insgesamt nie mehr als zwei Gepäckstücke mitzunehmen, wobei diese nicht wie Kamerataschen aussehen sollten. Verlasse ich das Hotel, sollte nichts auf meinen Job hinweisen, um nicht unnötige Aufmerksamkeit zu erzeugen. Dazu gehört auch, dass ich mich nicht zu lange auf öffentlichen Plätzen aufhalte, um nicht ins Visier von irgendwelchen Leuten zu geraten. 
Sowieso kann ich sehr empfehlen, weniger belebte und abgelegene Gegenden zu besuchen, um Einheimische in ihrer Umgebung zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. In diesen Momenten entstehen oft die intimsten Bilder».

Gute Vorbereitung ist Überlebenswichtig

Nahr vertraut seiner Leica-Ausrüstung zu hundert Prozent. Dadurch kann er sich voll auf die Situation konzentrieren, um das gewünschte Bild zu schiessen. Bis es allerdings soweit ist, lauern immer wieder verschiedenste Gefahren auf den gebürtigen Appenzeller. Für ihn stellt sich die Frage nicht, ob sich dieses Risiko lohnt: «ich hatte und habe immer das Gefühl, dass es eine Ehre ist, das Zeitgeschehen zu dokumentieren. Ich finde es unbedingt nötig, darüber zu berichten was auf dieser Welt geschieht. Vor allem in Regionen, welche oft in Vergessenheit geraten. Es geschahen schon zu viele schreckliche Dinge, über welche niemand berichtet hat. Für mich ist das Wichtigste, das Risiko im Vorfeld einer Reise durch eine gute Planung auf ein Minimum zu reduzieren.“ Die nächsten Reisen, welche Dominic Nahr momentan am planen ist, sind Trips nach Afghanistan, Kolumbien und Südkorea.

Weil Nahr auch in diesen Ländern jederzeit in schwierige Situationen geraten kann, hat er in den letzen Wochen in England eine Weiterbildung absolviert, eine Sensibilisierungsschulung für das Verhalten in feindlicher Umgebung. „Dieser Kurs hilft, mir, mich auf die nächsten Reisen vorzubereiten. Es geht darum, wie man sich in Extremsituation verhält, bei Entführung oder Kidnapping zum Beispiel. Oder was zu tun ist während Granatfeuer oder bei einer Schiesserei.“ Es ist seine Bestimmung der Welt zu zeigen, was in manchen Gegenden vor sich geht. Eine gute Vorbereitung ist für ihn daher überlebenswichtig.

Leica Akademie

Am 5. Oktober 2019 findet der nächste Reportage-Fotografie Kurs mit Dominic Nahr in Zürich statt.
Zur Anmeldung

Über Dominic Nahr

Dominic Nahr kam 1983 im schweizerischen Heiden zur Welt, wuchs aber in Hongkong auf. Er lebte und arbeitete in vielen Ländern und Städten auf der ganzen Welt, bevor er Ende 2017 von Kenia in die Schweiz zog. Heute lebt und arbeitet er in Zürich. Nahr ist selbstständiger Fotograf. Er ist weltweit bekannt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Seine Fotografien erschienen in Le Monde, Time Magazine, GQ, National Geographic, Wall Street Jounrall und vielen weiteren Titeln.