Style. Ist sowohl ein Synonym für Leica wie auch für die unverkennbaren Vitra-Möbel. Und Style ist vor allem auch ein Synonym für das Leben des Vitra-Grafikdesigners und Fotografen Daniel Krause. Nichts Oberflächliches. Sondern Style mit Tiefgang. Die ständige und wichtigste Partnerin im ausdruckstarken Alltag von Krause ist die Leica M6. Ein Porträt über einen Style-Master.

Das Vitra-Haus in Weil am Rhein strahlt in der sommerlichen Morgensonne. Das Haus, das Interieur und die Umgebung sind ein Paradies für Liebhaber guten Designs. Im Garten des Cafés, im Schatten der Bäume, sitzt Daniel Krause auf einem der zahlreichen Vitra-Stühle. «Ich mag schöne Dinge. Ich mag insbesondere ein schönes Design. Die Leica ist für mich ein perfektes Design-Objekt. Sie gehört in die gleiche Welt wie ein Möbelstück von Vitra.» Daniel Krause holt seine Leica M6 aus der Tasche und legt sie auf den Tisch. Tatsächlich passt alles perfekt zueinander. Die Umgebung, die Kamera und er selbst. Eine Symbiose.

Die Welt im Fokus der M6

«Ich sehe die Welt anders. Ich sehe sie aus dem Blickwinkel eines Fotografen. Eines Leica-Fotografen. Manchmal weiss ich schon im Voraus, was passieren wird. Entsprechend bin ich dann auch bereit, abzudrücken.» Es tönt sehr natürlich, wenn er dies sagt. Man fühlt, dass er das Fotografieren lebt, dass er seine Kamera liebt. Und umgekehrt. «Ich bin immer noch so begeistert von Leica. Oder besser gesagt, ich bin immer noch mehr begeistert. Ich bin quasi verliebt in sie. Als ich das erste Mal eine Leica in der Hand hielt wusste ich, dass dies meine Kamera ist. Die M6 ist zwar meine Lieblingskamera, aber ich mache auch viele Bilder mit der M8 oder der M240. Ich kann einfach nicht aufhören, mit diesen Kameras die Momente meines Lebens festzuhalten. Zudem höre ich nie auf, dazu zu lernen. Ich lese viele Bücher, besuche Ausstellungen, dies gibt mir immer neue Sichtweisen.»

Daniel Krause ist einer jener Fotografen, welche die Kamera immer dabeihaben. Immer. Zu schön sind jene Augenblicke, jene speziellen Momente, welche sonst vorbeiziehen könnten. «So oft war ich schon froh, dass ich die Kamera dabeihatte. Zum Beispiel bei diesem Bild mit den drei Frauen. Es war während einer Mittagspause am Badischen Bahnhof. Beim Vorbeigehen habe ich die Frauen entdeckt und musste einfach dieses Bild machen. Fantastisch nicht?» Ein typischer Leica-Moment. Entdeckt und perfekt eingefangen vom Leica-Profi. Noch mehr mag es Daniel Krause aber, sich mit den Menschen hinzusetzen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und erst danach die Kamera ins Spiel zu bringen. «An erster Stelle steht immer der Mensch. Es geht mir vor allem darum, den Menschen kennenzulernen. Ich bin ein offener, kommunikativer Typ. Daher fällt es mir leicht, mit fremden Leuten ins Gespräch zu kommen.» In der angenehmen Sommerbrise im Garten erzählt mir davon, wie er einen Nachmittag mit zwei Punks in Freiburg verbrachte. «Es war an einem Samstag. Ich hatte Lust, in der Stadt Street-Fotografie zu machen. Also ging ich zur neuen Bibliothek, wo sich oft auch Obdachlose und Punks aufhalten. Ich setzte mich zu zwei Typen mit Irokese-Frisur, was diese im ersten Moment sehr überraschte. Wir haben dann zusammen Bier getrunken und geplaudert. Es war fantastisch, sie bedankten sich sogar. Dies sind die Momente, die ich liebe.»

Street-Fotografie vom Feinsten

Die Geschichte mit den Punks ist nur eine von vielen, welche Daniel Krause mir an diesem Vormittag erzählt. Voller Leidenschaft dokumentiert er seine Welt, seinen Alltag und auch seine Reisen. Er hat stets das mögliche Bild vor Augen. Und dafür stets eine Leica im Gepäck. «Ich habe in Tibet fotografiert, abseits der grossen Touristenrouten. Dort, wo selten jemand auftaucht. Dasselbe in Nepal, als ich von Katmandu nach Lhasa gereist bin. Auch dort traf ich auf Menschen, welche sich nicht gewohnt sind, fotografiert zu werden. Entsprechend aufgebraust war diese eine ältere Frau, als ich ein Bild von ihr machte. Wenn dies passiert, zeige ich der entsprechenden Person ein paar meiner Bilder. Dann ist meist wieder alles bestens. Zum Glück freuen sich aber die meisten Leute, wenn ich sie fotografiere.» Dabei ist ihm auch sehr wichtig, dass er die Menschen nicht benutzt. So bringt Daniel jenen, die er porträtiert, auch immer wieder Abzüge der gemachten Bilder. «Den Punks, denen werde ich paar Bilder bringen, ganz klar. Es kommt auch vor, dass ich in einen Slum zurückkehre, um gemachte Bilder zu verschenken. Das lieben die Leute.»

Daniel Krause hat in aller Welt schon fotografiert. Schöne Momente. Glückliche Menschen. Krisensituationen. Und vor allem typische Leica-Momente. Man sieht den Bildern an, dass ein Künstler hinter der Kamera steht. «Meine Fotografie ist mein Herz. Sie ist meine Leidenschaft und meine Welt.» Diese Welt wird seit Anfang Jahr auf seiner neuen Homepage dargestellt. Wie aber präsentiert man ein Portfolio, welches aus tausenden von Bildern besteht. «Sehr reduziert. Ich wollte kein unübersichtliches Chaos auf der Website. Sie muss mir entsprechen.» Da sind wir wieder beim Style. Daniel Krause hat gut 30 Bilder ausgewählt, welche er Online präsentiert. Street-Fotografie vom Feinsten, natürlich. «Die Geschichte geht immer weiter. Meine Geschichte geht immer weiter. All diese Bilder, welche ich habe, machen meine Welt aus. Ich muss sie nicht unbedingt der Öffentlichkeit zeigen.» Und doch besteht die Chance, dass er irgendwann vielleicht mehr als diese 30 Bilder veröffentlichen wird. «Eine Ausstellung oder ein Buch würden mich sehr interessieren. Eines Tages vielleicht.» Es wird grossartige Foto-Kunst sein, soviel ist klar. Intensiv. Tief. Und mit viel Style.

https://www.danielkrause-photo.com/