Tristan Zand ist Experimentalfotograf. Eine ideale Voraussetzung, um die Fähigkeiten des neuesten Produkts aus Wetzlar, der Leica SL2, eingehend zu testen. Und dabei gleichzeitig zu schauen, wie die Kamera mit schwierigen Lichtverhältnissen und den zahlreichen Fallen, die sich daraus ergeben, fertig wird.

Ein schwarzer Hintergrund, den weder natürliches Licht noch ein Blitz aufzuhellen vermag. Als Unterstützung dienen einzig ein paar mehrfarbige und mit Bedacht verteilte LED-Lampen – und die Eleganz der Silhouette eines Modells, das sich in ständiger Bewegung befindet. Um es deutlich zu sagen: Für einen Fotoapparat, der einen Augenblick festhalten soll und dabei auf ein Minimum an Licht angewiesen ist, ist das ein Horrorszenario. Tristan Zand ist keiner, der den Horror sucht oder gar verbreitet. Er ist so, wie er ist, und er meint es nicht böse, aber er testet gerne die Grenzen aus. Woran er Freude hat? Das Material zu strapazieren und es auf Herz und Nieren zu prüfen, um das Beste aus ihm herauszuholen.

 «Ich liebe es, Neuland zu betreten und ausgiebig zu experimentieren. Für die beiden Bildserien, die sich in Bezug auf die Lichtverhältnisse stark voneinander unterscheiden, wollte ich aus der gewohnten Bildgestaltung ausbrechen, die in der Mode- und Porträtfotografie üblich ist. Mit Texturen, Kontrasten, der Körnung arbeiten und starke Spannungen im Farbraum in die Arbeit einbeziehen. Ich benötigte folglich einen Apparat, der sowohl in der Low-Key- als auch in der High-Key-Fotografie verlässlich ist, unabhängig von der Farbe.» Für die Aufnahmesensoren bedeutet das nichts weniger als die Quadratur des Kreises …

Der Sucher der neuen Leica SL2 hat die Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit des Genfer Fotografen gelöst. «Die Kontrolle über die Bildqualität behalten zu können, ist für mich – unabhängig von der Filmempfindlichkeit – ein entscheidendes Element. Bei ISO 6400 wird nicht nur das zunehmende Bildrauschen in der Low-Key-Fotografie bestens kontrolliert. Die Bildqualität bewegt sich auch nahe an jener der analogen Fotografie, und bei niedrigeren ISO-Zahlen verschwindet das Rauschen fast gänzlich. Das ist aus künstlerischer Sicht besonders interessant.» Die Wiedergabequalität ist in den Augen von Tristan Zand bemerkenswert. Das erlaubt es ihm gleichzeitig, die Nachbearbeitung seiner Bilder auf ein Minimum zu beschränken.

Ein weiterer Punkt, der ihn zufriedenstellt: der Sucher. Ganz einfach: Der Fotograf hatte ihn zu Beginn mit dem Sucher einer Spiegelreflexkamera verwechselt! «Man hat den Eindruck, der Sucher gebe die Realität, die uns umgibt, eins zu eins wieder. Fast ein wenig wie ein Sportwagen, der sofort reagiert und dem Fahrer die Beschaffenheit der Strasse ‹zurückmeldet›.»

Ausgerüstet mit dem Leica Summicron-SL 1:2/50 ASPH, scheint die neue SL2 sogar die Gewissheiten, die einige zu haben vermeinen, infrage stellen zu können. «Was die Bildqualität anbelangt, habe ich schlichtweg den Eindruck, mit einer Mittelformatkamera zu arbeiten. Je nach Situationen und Vorlieben kann ich Abzüge von unglaublicher Präzision mit aussergewöhnlicher Schärfe oder aber von sehr grosser Weichheit erhalten.» Diese Vielseitigkeit wird so manchen begeistern und zeugt von einer erfreulichen technologischen Reife.

Biografie

Nachdem er jahrelang für das Fernsehen tätig war, arbeitet Tristan Zand heute als Radiologe. Natürlich steht auch hierbei das Bild im Zentrum. Es ist somit nicht weiter verwunderlich, dass auch die Fotografie zu den bevorzugten Tätigkeiten dieses Liebhabers von Experimenten gehört, der gerne mit der Körnung und vor allem mit Farben herumpröbelt. Er zögert auch nicht, die Codes für seine Apps selbst zu schreiben, um genau das herauszuholen, was ihm künstlerisch vorschwebt.

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