Klaus Pichler ist ein sehr talentierter Fotograf, da kann es keine zweite Meinung geben. Auch wenn der pensionierte Gymnasiallehrer das Wort Fotograf selbst nie in den Mund nimmt. Die Foto-Projekte, welche er in den letzten 40 Jahren realisiert hat, sprechen für sich. Eines sticht besonders heraus: die Dokumentation der Kykladen in Griechenland. Zu bewundern ab November im Leica-Store in Zürich.

«Zur Inselgruppe der Kykladen zählen mehr als zwanzig Inseln im Herzen des Ägäischen Meeres. Die berühmtesten kennt jeder: Milos, Mykonos, Santorini. Unbestreitbar schön sind sie. Aber oft finden sich unweit von ihnen wahre Kleinode: Amorgos, Sikinos, Anafi, um drei zu nennen. Erst wer eine von ihnen gesehen hat, war auf den Kykladen.»

Von der Leica M zur Leica SL

Betrachtet man die Kykladen-Bilder von Klaus Pichler, möchte man unbedingt dort sein. Oder aber man wundert sich, warum man noch nie dort war. Atemberaubend schöne Farben, Landschaften, Menschen und Details. Es ist seine Welt. «Das Projekt begonnen habe ich vor 5 Jahren. Seither verbrachte ich insgesamt rund zwei bis drei Monate auf 23 der 25 Inseln und habe rund 6’000 Bilder gemacht. Mein Ziel? Ich hatte gar keines» erzählt der gebürtige Österreicher mit einem breiten Lachen. So ist das meistens bei ihm. Irgendwann ergibt sich eine Gelegenheit, ein Projekt, Bilderwelten. Dann ist er zur rechten Zeit am richtigen Ort und macht spektakulär schöne Bilder. «Aus Zufall» sagt der äusserst sympathische Leica-Fotograf immer wieder. Und man weiss nicht recht, ob er einfach zu bescheiden ist für sein Talent.

Klaus Pichler wechselte vor knapp 15 Jahren seine Ausrüstung, seither ist er überzeugter Leica-Fotograf. «Im Alter sollte man nicht mehr zu schwer tragen. Die Leica M war darum die perfekte Wahl. Allerdings musste ich mich daran gewöhnen, plötzlich kaum mehr Gewicht in den Händen zu halten». Er versuchte sie fast alle – die Leica M6, die M7, die M8, die M9, die Leica M240 und die Leica M246. «Sensationelle Kameras, zweifellos. Aktuell benutze ich aber vor allem die SL2. Und die Ironie der Geschichte ist, dass ich mit ihr wieder beim selben Gewicht bin wie vor Leica». Klaus Pichler strahlt die Unbeschwertheit und Lebensfreude eines Jugendlichen aus. Man fühlt, dass er seine Kamera gefunden hat. «Für mich persönlich gibt es nichts mehr anderes als Leica. Die SL2 ist einzigartig, was Farben und Schärfe betrifft. Mit dem 50er Objektiv ergibt sie die perfekte Kombination».

Ausstellung im Leica Store Zürich

Es passt nur allzu gut zu Klaus Pichler, dass im Leica Store in Zürich ab November nur Schwarzweissbilder mit Street-Sujets ausgestellt werden. Obwohl er selbst von sich sagt, dass er gar keine Street-Fotografie macht. «Ich bin definitiv kein Street-Fotograf im klassischen Sinne. Ich habe Hemmungen, Leute bewusst zu knipsen. Aber klar, es gibt Situationen, welche man als passionierter Fotograf einfangen muss. Und macht man das Bild nicht sofort auf der Stelle, ist es vorbei. Diese Bilder sind verloren. Ich will mir gar nicht ausdenken, wie viele Bilder an mir vorbeigezogen sind». Schwarzweiss gehört keineswegs zu seinen bevorzugten Einstellungen. Auch wenn die Auswahl des Leica Store eine sehr intime, ruhige und mystische Stimmung ausstrahlt, sind es vor allem die Farbbilder aus Griechenland, welche die Betrachter träumen lassen. «Ein guter Freund hat mir nach der Betrachtung einiger Kykladen-Prints mal gesagt: ‘Klaus, du bist ein richtig guter Fotograf’. Diese Aussage eines für mich wichtigen Menschen bedeutet mir mehr als alles andere».

Nun steht pünktlich zu seinem 79. Geburtstag die Eröffnung der Ausstellung in Zürich bevor. «Dies ist eine grosse Ehre für mich. Und gleichzeitig auch eine Anerkennung für mein Schaffen». Es ist nicht die erste Ausstellung von Klaus Pichler. Zudem hat er an vielen Büchern mitgearbeitet. Sein fotografischer Output ist enorm, wenn man bedenkt, dass es «nur» seine Leidenschaft ist. Ein nächstes grosses Projekt vom ihm wird er nun in Angriff nehmen: ein Buch mit den Kykladen-Bilder zu publizieren. «Ja, dies ist momentan mein grösster Wunsch. Dahinter steckt eine persönliche Geschichte. Es wäre wunderschön, wenn dies funktionieren würde». Zuerst muss er allerdings noch auf zwei ausstehende Inseln der Kyladen reisen, um sein Projekt abzuschliessen. Obwohl, ob seine fotografischen Griechenland-Reisen jemals wirklich beendet sein werden, darf bezweifelt werden. «Es ist eine unglaublich schöne Region. Vor allem die drei Inseln Sikinos, Anafi und Amorgos bedeuten mir sehr viel. Es sind so nette Menschen dort. Es ist gut möglich, dass das Griechenland-Projekt nie wirklich abgeschlossen sein wird», sagt Klaus Pichler mit einem verschmitzten Lachen. Man glaubt es ihm sofort.

Foto: Andreas Leemann

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