„Modefotografie ist für mich mehr, als nur Mode zu fotografieren. Sie ist im Idealfall ein direkter Austausch mit den Designern, die die Mode entworfen haben. Nur dann schafft man es meiner Meinung nach, die Mode fotografisch mit dem gleichen Gefühl einzufangen, mit dem sie entworfen wurde. Mit Jale Richert und Michele Beil, den Designern von Richert Beil, habe ich diesen Austausch. Die gezeigten Fotos sind Kampagnenmotive aus den Jahren 2016-2019.“

Wie sind Sie ursprünglich zur Fotografie gekommen?

Die erste Spiegelreflexkamera kaufte ich mit 13 von meinem gesparten Taschengeld. Die Inspiration dazu kam wohl durch das Magazin „Photo“, das meine Eltern abonniert hatten. Ich konnte die neue Ausgabe nie abwarten. Natürlich war ich in dem Alter noch zu jung für einige der Fotos, die in dem Magazin gezeigt wurden, aber genau das war auch der Reiz…

Wann haben Sie begonnen mit Leica zu fotografieren? Und wie hat sich Ihr Verhältnis zur Marke im Laufe der Jahre entwickelt?

Meine erste Berührung mit Leica hatte ich bei der Entwicklung der S. Ich war schon involviert, bevor die Kamera Ende 2009 auf den Markt kam. Ich konnte mit diversen Testkameras- und Objektiven arbeiten und meine Bewertung abgeben. Die verlief durchaus positiv. Ich fotografiere seit 2009 mit der S. Aus dem Verhältnis wurde die große Liebe.

Woran arbeiten Sie im Moment? Auf was können wir uns von Ihnen in naher Zukunft freuen?

Seit 2004 gebe ich ja zusammen mit Agnes Feckl in unserem kleinen Verlag Printkultur das Magazin „Vorn“ heraus. Im Moment arbeiten wir an der aktuellen Ausgabe, die dieses Jahr noch erscheinen wird. Für mich ist es eine spannende und inspirierende Abwechslung zur Fotografie. Vorn ist für mich ein Experimentierfeld im Austausch mit anderen Kreativen. Die letzte Ausgabe des Magazins war ein Film. Es war das erste Mal, dass ein Magazin als Film erschienen ist.

Welchen Ratschlag würden Sie Ihren Berufskollegen geben?

Immer offen sein für neue technische Entwicklungen. Als sich Anfang der 2000er-Jahre die digitale Fotografie langsam durchsetzte, haben sich viele meiner Kollegen gegen diese Entwicklung gesträubt und sind dann irgendwann auf der Strecke geblieben. Mein erstes digitales Foto entstand 1998. Ich hatte nie Berührungsängste mit der digitalen Fotografie und bin auch jetzt bei meinen Studierenden an der Uni ein großer Verfechter dieser Technik. Wir reden alle von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. Allein das ist für mich schon Grund genug, nicht mehr analog zu fotografieren. Mittlerweile steht die Qualität von digitaler Fotografie der analogen Fotografie in nichts mehr nach. Warum dann also Chemie?

Warum Mode?

Da liegt die Wurzel wohl bei meinen Eltern, die sich immer schon für Mode interessierten und dieses Interesse an mich weitergaben. Wohl deswegen studierte ich dann auch Textildesign und arbeitete einige Jahre auch in diesem Beruf. Irgendwie war es dann nahe liegend auch bei der Fotografie der Mode treu zu bleiben.

Gibt es Fotografen, die Ihren Stil beeinflusst und Sie inspiriert haben?

Die gibt es auf jeden Fall. Helmut Newton, David Bailey, Irving Penn und Richard Avedon. Und nicht nur diese großartigen Fotografen haben mich inspiriert, sondern die Mode, das Design, die Architektur und die Literatur der 50er- und 60er-Jahre im Allgemeinen. Obwohl ich ein sehr visueller Mensch bin, hole ich einen Großteil meiner Inspiration aus Literatur. Ich lese gerne und viel.

Mehr zu Joachim Baldauf erfahren Sie auf seiner Website Joachim-Baldauf.com, auf seinem Instagram-Account oder unter vornmagazine.com.

Leica S

Eine Klasse für sich.