Wenn wir in der Lage wären, die Welt in den Farben zu malen, von denen wir träumen, würde das die perfekte Welt schaffen? Ausgestattet mit einer Leica S machte sich Michael Paniccia daran, sein eigenes Arkadien in einem Privatanwesen in Greenwich, Connecticut, zu schaffen. Die Fotos entstanden an einem Tag im August 2018, der ausgeklügelte Postproduktionsprozess erstreckte sich über mehrere Wochen. In Zusammenarbeit mit seinem Produktionsteam schuf er Bilder eines märchenhaften Hedonismus mit einem Hauch von bitterer Süße: Die Charaktere hatten keine Chance zu entkommen.

 

Was hat Sie bewogen, Ihr Leben der Fotografie zu widmen?

Als ich geboren war, war die Dunkelkammer meiner Mutter in meinem Schrank untergebracht. Sie war eine äußerst talentierte Fotografin. Fotografie war schon immer ein Teil meines Lebens. Aber erst als 15-Jähriger fing ich an, selbst zu fotografieren, da habe ich mich für meinen ersten Fotokurs eingeschrieben. Zur selben Zeit stand meine ganze Welt Kopf, denn bei mir wurde Diabetes Typ 1 diagnostiziert.

Wie wirkt sich das aus?

Ich bin extrem sensibel und visuell mit den Dingen verbunden. Diabetes hat die Art und Weise, wie ich die Dinge sehe, definiert und intensiviert. Ich nehme die Fotografie sehr ernst, sie ist für mich mehr als nur eine Kunstform und umfasst mich und meinen Alltag. Die Fotografie hat geprägt, wie ich sehe und existiere. Sehen ist eine andere Art des Fühlens. Fotografie und Diabetes sind für mich sehr eng miteinander verbunden.

Bitte beschreiben Sie uns Ihren visuellen Ansatz. Wie entwickelt sich Ihre Bildsprache von Projekt zu Projekt?

Ich nähere mich dem jeweiligen Prozess ganz offen, damit sich die Dinge ändern und entwickeln können, während ich sie betrachte. Ich lasse Raum für Dinge, die mit mir sprechen. Das Unerwartete ist eine schöne Sache.

Haben Sie vorher für diese Serie recherchiert? Wie hat sich die Geschichte entwickelt?

Wir haben recherchiert und einen Entwurf geschaffen. Eine Erzählung nahm Gestalt an. Wir wollten eine Geschichte mit Kontrasten schaffen: launisch, aber dunkel, unsinnig, aber komplex, zwanglos-lässig, aber poliert. Am wichtigsten war, dass die Bilder Kinoqualität besitzen, die den Zuschauer gefangen nimmt. Es entstand die Geschichte einer Gruppe junger Menschen, die in einem selbst geschaffen Gartenlabyrinth lebt. Sie sind gezwungen, sich selbst zu unterhalten –mit exzentrischer Kleidung, bei Spielen und auf großen Teegesellschaften. Heimlich wollen sie entkommen, aber das ist sinnlos, denn sie sind genauso verloren im Raum wie der Betrachter.

Woher hatten Sie die Masken?

Unser Stylist Nicolas Eftaxias hatte sie auf einer Reise gekauft. Er verbindet die Masken irgendwie mit einer Teegesellschaft und Andrew Basile, unser Creative Director, hat die Geschichte veredelt. Sie sind auf meinen fotografischen Stil eingegangen und ich war begeistert von den Möglichkeiten. Ich kannte eine perfekte Location.

Was mit Sicherheit sehr hilfreich ist. Wo haben Sie die Serie aufgenommen?

Als wir das Konzept für dieses Shooting besprachen, hatte ich dieses Anwesen im Kopf und war zuversichtlich, dass es perfekt zu dieser Geschichte passen würde. Die Bilder wurden auf dem Grundstück eines Privathauses in Greenwich, Connecticut, aufgenommen. Das Anwesen besitzt einen mehrfach unterteilten Garten mit verschiedenen Baumarten.

Inwiefern unterscheidet sich dieses Projekt von früheren Projekten?

Da wir eine surreale Geschichte erschaffen wollten, haben wir wegen der Farbveränderungen eine Menge Arbeit in die Postproduktion investiert. Das habe ich in anderen Projekten so nicht gemacht. Es war sicherlich eine meiner komplexesten Produktionen, mit großer Besetzung und Crew. Die Postproduktion war der Ort der intensivsten Arbeit, da wir buchstäblich die Umwelt verändert haben.

 

Für The Innocents haben Sie sich mit Creative Director Andrew Basile zusammengetan. Bitte erzählen Sie uns von dieser Zusammenarbeit. Kennen Sie sich aus früheren Projekten? Wie sind sie auf diese Idee für eine Teegesellschaft gekommen?

Ja, Andrew und ich hatten mit Nicolas an einem Projekt für die Ausstellung über Religion und Mode in der Met gearbeitet. Er hat die Vorliebe, Geschichten durch Bilder zu erzählen, und er hat eine starke Vision, die wir geteilt haben. Er war an jedem Aspekt des Shootings beteiligt, besonders aber an der Postproduktion, in der wir die Farben der Umgebung geändert und den Hintergrund ausgeglichen haben – es ging ihm immer darum, dass der Blick des Betrachters auf die Protagonisten fällt. Wir waren uns während des gesamten Projekts einig und arbeiteten problemlos zusammen, gerade wenn es mal Differenzen gab.

Verwenden Sie nur natürliches Licht oder auch Blitzlicht?

Ich verwende eine Kombination aus natürlichem und künstlichem Licht. Die Wahl der Beleuchtung hängt von den Umständen und dem gewünschten Endergebnis ab. In meiner Arbeit benutze ich Licht, um den Ton anzugeben und um eine bestimmte Art von Stimmung hervorzurufen.

Wann genau wurde The Innocents aufgenommen? Und wie lange hat die Produktion gedauert?

Die Serie wurde an einem Tag im August 2018 fotografiert. Vorher gab es eine umfangreiche Vorproduktion. Andrew und ich haben uns etliche Male getroffen, um unsere Vorstellungen zu präzisieren und zu verfeinern. Und danach haben wir, wie schon zuvor gesagt, unzählige Tage mit der Bearbeitung und der Postproduktion verbracht.

Die Postproduktion dieser Serie war sehr aufwendig. Mit welchen Ideen sind sie an diese surreale Welt herangegangen?

Ja, die Postproduktion war wirklich sehr intensiv. Wir hatten die Hilfe eines meisterhaften Retuscheurs, Max Louis Miller, der in der Lage war, sehr komplexe und schöne Effekte zu erzielen. Es war wirklich eine perfekte Zusammenarbeit und jeder gab sein Bestes. Das Nachfärben der Bäume und Sträucher war sehr zeitaufwendig und musste mit viel Fingerspitzengefühl gehandhabt werden, damit es nicht zu stark ausfiel und tatsächlich als möglich erscheint.

 

Wie hat Ihnen die Leica S dabei geholfen?

Die schiere Größe der Dateien hat uns den für die Bearbeitung erforderlichen Spielraum gegeben. Ich setzte mich mit Andrew und Max zusammen und wir haben jedes Bild angefasst. Wenn Andrew mich in neue Richtungen drängte, musste ich das sichere Gefühl haben, dass die Bilder meine Ästhetik widerspiegeln. Max war das technische Genie hinter der Ausführung. Wir waren überwältigt von seinen Fähigkeiten, die zum Teil auf der Qualität der Raw-Daten beruhte. Manchmal haben wir sogar einen Teil der Kleidung geändert, um das Bild durch dramatisch anzureichern. Zum Glück waren die Aufnahmen selbst sehr stark, es war so viel da. Ich war glücklich mit dem, was ich aufgenommen hatte – am Ende gab es so viele starke Bilder, mit denen man arbeiten konnte.

Michael Paniccia. wurde 1985 in New York geboren und fotografiert seit er 15 ist – in diesem Jahr wurde bei ihm auch Diabetes diagnostiziert. Das Fotografieren half ihm, sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen, die auch seine Wahrnehmungen definiert: „Ich bin extrem sensibel und visuell mit den Dingen verbunden. Diabetes hat die Art und Weise, wie ich die Dinge sehe, definiert und intensiviert.“ Seinen Master of Fine Arts an der New Yorker Visual School of Arts schloss er 2011 ab. Paniccia arbeitet regelmäßig für „Harper’s Bazaar“, „Vogue“, „L’Officiel“, das „Wall Street Journal“ und das S. R. Guggenheim Museum.

Über den Fotografen erfahren Sie mehr auf seiner Website und auf Instagram.

Leica S

Eine Klasse für sich.