Vorspann:
Im Projekt EagleWings – Protecting the Alps, treffen drei Perspektiven aufeinander. Bilder der Fotografin Nomi Baumgartl von dem Boden, Bilder von einem Adler aus der Luft ausgestattet mit einer Kamera, und Bilder von Satelliten aus dem Weltall. Hier zu sehen sind die Bilder der Fotografin selbst, die das Abschmelzen der verschwindenden Gletschern dokumentiert.

Wir sprachen mit der Leica Fotografin, wie sie auf mehreren Ebenen ein Bewusstsein für den fortschreitenden Klimawandel schaffen will.

Welche persönliche Beziehung haben Sie zu den Alpen?
Ich lebe seit vier Jahren in der Region um die Zugspitze und durch meine aktuelle fotografische Arbeit liegen mir speziell die Alpen am Herzen. Schon beim Projekt Stella Polaris* Ulloriarsuaq – Das leuchtende Gedächtnis der Erde, haben mein Team und ich den rasanten Klimawandel in der Arktis beobachtet. Nach dieser intensiven Erfahrung ist mir klar geworden, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf die Arktis für die meisten Menschen in Europa weit weg sind. Und das obwohl durch die globalen Zusammenhänge das gleiche vor unserer Haustür passiert. Ich möchte den Menschen das Bewusstsein vermitteln, dass wir Teil eines Ganzen und untrennbar mit allem verbunden sind.

Wie kamen Sie auf die Idee, Adler mit einer Kamera auszustatten? Was verbindet Sie mit diesen Vögeln?
Ich habe nach einem Weg gesucht, Menschen für das Abschmelzen der Gletscher zu sensibilisieren und auch emotional zu berühren. Der Adler steht für die Natur. Den Hintergrund des Projekts bildet eine alte Weisheit der Irokesen: „Wir müssen den Blick des Adlers einnehmen, um für die nächsten Generationen die richtigen Entscheidungen zu treffen.“

In Ihrem Projekt wird ein auf drei Ebenen angelegter Bild-Dialog initiiert. Wie genau funktioniert das?
Die drei Ebenen sind die Erde, die Luft und das Weltall. Meine Rolle dabei ist das begrenzte Menschenauge. Mein Auge steht für Fotokunst: Mit der Kraft meiner Bilder transportiere ich die Botschaft für Mensch und Natur, die mir am Herzen liegt. Der Adler, ausgestattet mit einer Kamera, vertritt die unbezähmbare Natur. Er ist mein Kollege, der die bessere Perspektive hat. Er transportiert die Emotion. Er ist der König der Alpen, der König der Lüfte, der höchste fliegende Spirit. Ich verstehe mich als sein Bodenpersonal. Die dritte Ebene ist das große Auge aus dem Weltall, die Satellitenbeobachtung der Erde mit dem Fokus auf die verschwindenden Gletscher in den Alpen. Dieser Teil repräsentiert die wissenschaftlichen Ergebnisse, die dem Projekt zur Verfügung stehen.

Was möchten Sie mit Ihrem Projekt EagleWings – Protecting the Alps erreichen?
Das Projekt soll Menschen berühren und dazu bringen, im eigenen alltäglichen Leben nachhaltig zu handeln und die Natur als lebensnotwendigen Partner zu schonen und zu schützen. Es soll dazu anregen, über den eigenen ökologischen Fußabdruck nachzudenken und einen Beitrag zu leisten, ihn zu verringern.

Sie kommen aus der Porträtfotografie: Was ist das Besondere daran, Landschaften wie die Alpen zu fotografieren?
Mein Ursprung liegt in der klassischen Reportagefotografie, als Bildjournalistin hatte ich immer den Blick, mich nicht an der Oberfläche zu bewegen. Reportagen für internationale Magazine, zu denen auch Themen wie Hunger, Krieg und Not in der sogenannten Dritten Welt zählten, bilden mein Fundament. Im Moment schließt sich der Kreis, ganz im Sinne von „back to the roots“.

Sie sind passionierte Leica Fotografin. Wie kam es dazu und welche Kameras verwenden Sie?
Ja, ich bin wirklich eine leidenschaftliche Leica Fotografin und habe die Evolution der Leica Kameras bis heute durchlaufen. Aktuell arbeite ich mit dem Leica S– und dem SL-System. Für diese Serie habe ich die S mit dem APO-Tele-Elmar-S 1:3.5/180, dem APO-Macro-Summarit-S 1:2.5/120 und dem Vario-Elmar-S 1:3.5-5.6/30-90 verwendet sowie die SL mit dem Vario-Emarit-SL 1:2.8–4/24–90 Asph

Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus? Gibt es ein Spendenkonto?
Der große multimediale Start des Projektes findet im Herbst statt, um in den fünf Alpenländern internationale Aufmerksamkeit zu erzielen. Weitere Infos dazu werden bald auf unserer Webseite veröffentlicht. Dort findet man auch das Spendenkonto.

Weitere Informationen zu EagleWings – Protecting the Alps finden Sie auf der Website (www.eaglewings-project.org) des Projekts. Wenn Sie mehr Fotografie von Nomi Baumgartl sehen möchten, besuchen Sie Ihre Website (www.nomibaumgartl.com).

Nomi Baumgartl. Die deutsche Fotografin war in den 90er-Jahren für ihre herausragenden Porträts bekannt. Als „Biografin mit Kamera“ fotografierte sie namhafte Persönlichkeiten wie Andreas Feininger, aber auch in der Modefotografie war sie sehr gefragt. Nach einem Unfall und mehreren Jahren Rehabilitation, begann sie sich und ihren Beruf zu hinterfragen. Baumgartl befasst sich seither mit der Natur und ihrer Bewahrung. Seit 10 Jahren beschäftigt sich die Leica Fotografin intensiv mit dem weltweiten Klimawandel, den globalen Zusammenhängen und den Auswirkungen auf die Natur.