Der auf Segeln spezialisierte Fotograf Carlo Borlenghi und Fred Mortagne, Newcomer in diesem Genre, sprechen über ihre Erfahrungen.

Mark Twain sagte einmal: „In 20 Jahren wirst du eher davon enttäuscht sein, was du nicht getan hast, als über das, was du getan hast. Also mach die Leinen los und verlass den sicheren Hafen. Lass die Passatwinde deine Segel blähen. Erkunde. Träume. Entdecke.“

Was fasziniert Sie am Segeln?

Fred Mortagne: Bis ich letztes Jahr mit Carlo an Bord eines Schnellboots ging, hatte ich mich noch nie mit Segeln beschäftigt. Ich war ein Tourist, völlig unvorbereitet auf das, was kommen würde. Ich dachte, man würde einfach nur die Segelboote begleiten – so naiv und dumm war ich. Carlo hatte mir eine Jacke gegeben, mit der ich aber nur meine kleine Kameratasche schützte …

Warum beschäftigen Sie sich mit dem Thema Segeln? Was kam zuerst, das Segeln oder die Fotografie?

Carlo Borlenghi: Ich wurde am Comer See geboren und fotografierte gern. Viele meiner Freunde begannen zu segeln und deshalb fotografierte ich die Regatten ihrer Einhand-Jollen der Laser-Klasse auf dem See.

Und wie kamen Sie zur Fotografie?

Fred Mortagne: Ich habe mit Skateboard-Videos angefangen. Nach vielen Jahren entwickelt sich das Bedürfnis, es auch mit Bildern zu versuchen. Ich spürte, dass das Medium Fotografie mir ermöglichen würde, andere Dinge als im Video auszudrücken. Die Fotografie brachte Balance in meine Arbeit: Video war die kommerzielle Seite, Fotografie die persönliche.

Carlo Borlenghi: Für mich war die Fotografie ein Hobby. Ich studierte Wasserbau, aber ich habe eben auch die Regatten am Comer See verfolgt. Crew-Mitglieder baten mich um die Aufnahmen, die ich zu Hause entwickelte und abzog und dann verkaufte. Damals beschloss die „Vogue“, ein neues Magazin namens „Uomo Mare Vogue“ auf den Markt zu bringen. Ich war über zwölf Jahre dabei – so fing alles an.

Welche Maßstäbe setzen Sie für die Segelfotografie? Was wollen Sie erreichen?

Fred Mortagne: Ich bin immer noch ein absoluter Anfänger auf diesem Gebiet, aber ich werde wie in jedem Genre versuchen, ihm meine eigene Note zu geben. Ich weiß immer noch nichts über das Segeln, aber ich fotografiere gerne Themen, ohne etwas darüber zu wissen. Auf diese Weise muss ich meinen Gefühlen und Instinkten folgen. Meine Skateboard-Erfahrungen helfen mir definitiv, die Bewegungen und Dynamiken anderer Sportarten zu verstehen. Unabhängig davon war es mir jedoch wichtig, einen echten Experten wie Carlo nach seiner Meinung über meine Aufnahmen zu fragen, da ich mich auf diesem Gebiet noch nicht auf mein eigenes Urteil verlassen kann.

Carlo Borlenghi: Segelfotografie ist seit über 40 Jahren mein Beruf und mein Leben. Ich lebe meinen Beruf und arbeite an einer buchstäblich endlosen Serie von Aufnahmen mit Segeln, Schatten, Gischt, Reflexionen, Regatten und Booten. Ich will noch immer dasselbe wie damals als Kind. Ich beobachtete die Segelboote auf dem Comer See und träumte von einem Job, der eine Übung in Freiheit sein könnte. Ich glaube immer noch, dass ich mein bestes Bild noch machen werde, auf einem endlosen Weg künstlerischer Erfahrung, dessen Zweck die Erfahrung selbst ist.

Sie haben sich während der Voiles de Saint-Tropez getroffen. Wie war Ihre erste Begegnung?

Fred Mortagne: Wir haben einen unterschiedlichen Hintergrund, wir stammen aus verschiedenen Generationen – aber offensichtlich standen die Sterne günstig und zwischen uns hat sich ein starkes Band entwickelt. Unsere Empfindungen passten auf so vielen verschiedenen Ebenen sehr gut zusammen. Nachdem wir lange miteinander gesprochen hatten, fanden wir unseren gemeinsamen Nenner: Wir verehren beide denselben Fotografen, den legendären Gianni Berengo Gardin.

Carlo Borlenghi: Es war schön, Fred kennenzulernen und zu entdecken, mit welchen Augen er die Welt der Seefahrt sieht. Und ich war glücklich, einen anderen Menschen mit derselben Leidenschaft für seinen Beruf gefunden zu haben.

Auf einem Boot zu fotografieren, ist eine Herausforderung. Was braucht es und was ist dabei zu beachten?

Fred Mortagne: Es war hart. Es war viel schwieriger als beim Skateboarding. Der Wind blies und die See war rau. Alles bewegte sich, unser Boot, die anderen Boote, der Blickwinkel, die Kompositionen – es fühlte sich wie der Versuch an, in der Trommel einer Waschmaschine zu fotografieren. Und tatsächlich war ich natürlich auch klatschnass.

Carlo Borlenghi: Es ist für mich immer noch eine Herausforderung. Ich bin nie ganz zufrieden mit meiner Arbeit. Ich suche noch eine neue fotografische Sprache, um den Segelsport auf eine neue Weise zu zeigen.

Wie beeinflusst dieses Genre die Wahl der Kamera?

Fred Mortagne: Ich hatte nur meine Leica SL, die sich aber als die beste Option erwies. Der Kamera erging es natürlich nicht anders als mir und ich betete, dass das Siegel „wetterfest“ nicht bloß Reklame wäre. Body und Objektive bekamen sehr viel Salzwasser ab – aber es gab ohnehin kein Entrinnen, also habe ich einfach weiter fotografiert. Am Ende war aber alles okay, auch die Ausrüstung. Carlo hat mir bestätigt, dass ich mich bei meiner Segelpremiere ziemlich gut geschlagen habe und interessante Aufnahmen im Kasten hatte.

Carlo Borlenghi: Die Technik ist tatsächlich sehr wichtig, aber die Qualität der neuen Kameras ist sehr hoch und ihre Technologie sehr fortschrittlich.

Was war Ihre größte Herausforderung bei der Voiles de Saint-Tropez? Auf welche Schwierigkeiten sind Sie gestoßen?

Fred Mortagne: Ich war begeistert, als mir das Projekt vorgeschlagen wurde, aber ich fragte mich, wie ich meinen Stil in einem Ort wie Saint-Tropez umsetzen könnte, der nicht die modernen architektonischen Merkmale aufweist, die ich sonst bei meinen Aufnahmen so schätze. Am Ende war es aber doch nicht so herausfordernd, wie ich erwartet hatte, denn ich habe mich schnell auf die neue Situation einstellen können und war gezwungen, proaktiv Lösungen zu finden.

Carlo Borlenghi: Diese Regatta ist eine der schönsten im Mittelmeer und präsentiert sowohl alte wie neue Boote. Das Ziel besteht darin, den richtigen Mix zu finden, der zu Saint-Tropez passt. Die Situation scheint perfekt zu sein, aber oft kommt doch nur ein Postkartenmotiv heraus. Und es ist nicht ganz einfach, etwas anderes zu finden.

Die Voiles de Saint-Tropez 2019 finden vom 28. September bis zum 6. Oktober statt. Weitere Informationen finden Sie hier (auf Französisch).

Schnell. Direkt. Spiegellos.

Jetzt Leica SL im Online Store kaufen!