Seit der ehemalige Anwalt und Notar Hardo Reimann im Jahr 2000 erstmals nach Nepal gereist ist, haben ihn das Land und seine Leute, insbesondere die Kinder, nicht mehr losgelassen. Nicht nur um den Alltag der Menschen zu dokumentieren, sondern auch, um die Hilfsorganisation Himalayan Care Foundation (HCF) zu unterstützen, reise er immer wieder dorthin. Die Bilder aus dieser Serie sind 2015 mit der Leica M Monochrom entstanden.

 

Was treibt Sie zu Ihren Reisen nach Nepal an?

Für uns sind viele Dinge so selbstverständlich geworden, dass wir deren Wert nicht oder kaum noch wahrnehmen. Ich möchte durch mein eigenes Erleben darauf aufmerksam machen, dass das nicht überall und insbesondere nicht in Nepal der Fall ist.

 

Was bedeutet das Wort „Mitrata“?

Es ist Sanskrit und bedeutet „Freundschaft“.

 

Sie haben eine Hilfsorganisation fotografisch begleitet, die in Nepal gegründet wurde. Bitte erzählen Sie uns etwas über diese Organisation.

In Deutschland wurde zunächst der Verein Himalayan Care Foundation (HCF) gegründet. Die HCF ist ein eingetragener Verein für humanitäre Hilfe in unterentwickelten Regionen des Himalajas. Insbesondere setzt sich der Verein für die nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände bedürftiger Kinder und Familien ein. Sprecher des Vorstandes ist mein langjähriger und enger Freund, Dr. Walter Staaden. In Nepal gibt es eine NGO gleichen Namens, die gegründet wurde, um in Deutschland gesammelte Gelder kosten- und steuerfrei nach Nepal transferieren zu können.

 

Welche Hilfe leistet die HCF konkret?

Für die HCF hatten immer kleine, aber grundlegende Projekte erste Priorität. Brunnenbau, Wasserleitungen und -tanks, Toiletten in den Schulen sind und bleiben die Basis ihrer Tätigkeit. Darüber hinaus haben es viele Unterstützer und Sponsoren ermöglicht, auch ganze Schulgebäude neu zu errichten und gravierende Schäden nach den beiden verheerenden Erdbeben 2015 zu beheben. Stolz kann die HCF auch darauf sein, dass der Verein die erste Schule für Gehörlose und die erste Schule für körperbehinderte Kinder in den Bergen gebaut hat. Damit bekommen Kinder Bildungschancen, die sie vorher noch nie hatten.

 

Kooperiert die HCF auch noch mit anderen Initiativen?

Zusammen mit staatlichen Einrichtungen hat die HCF ein Landwirtschaftsprogramm entwickelt, das derzeit etwa 110 Schülern der Klassen 9–12 die Möglichkeit gibt, begleitend zum normalen Unterricht noch eine Ausbildung im Bereich Land- und Forstwirtschaft zu absolvieren. Diese eröffnet ihnen hervorragende berufliche Möglichkeiten. Last but not least wurde mit erheblicher Anstrengung ein Waisenhaus auf dem Schulgelände in Garma errichtet. Aktuell leben dort 72 Waisenkinder und haben die Möglichkeit, eine schulische Ausbildung aufzunehmen oder eine begonnene zu beenden.

 

Wann genau ist die hier gezeigte Serie entstanden?

Alle Bilder sind in der Zeit vom 17. März bis zum 1. April 2015 entstanden. Das erste Mal war ich im Jahr 2000 in Nepal und bis 2015 noch etwa zehnmal.

 

Mit welchem Kamerasystem haben Sie die hier gezeigten Bilder aufgenommen?

Ausschließlich mit der Leica M Monochrom und zumeist mit dem Summilux-M 1:1,4/35. Wenige Bilder entstanden auch mit dem Super-Elmar-M 1:3,4/21 ASPH. und dem APO-Summicron-M 1:2/90 ASPH.

 

Beim Thema Nepal kommen mir sofort die bunten Gebetsfahnen in den Sinn. Warum haben Sie Ihre Serie in Schwarz-Weiß fotografiert?

Natürlich leben einige Motive wie die von Ihnen genannten Gebetsfahnen von ihrer Farbigkeit. Bei meinem Thema war und bin ich jedoch der Meinung, dass Schwarz-Weiß-Bilder ausdruckstärker sind, weil sie den Blick des Betrachters auf das Wesentliche lenken.

 

Sie haben Ihre Serie mit der Leica M Monochrom umgesetzt. Was ist für Sie das Besondere an dieser Kamera?

Das Besondere ist schlicht und einfach, dass es eine M ist. Gerade im Bereich der Street- und Porträtfotografie schätze ich es außerordentlich, im Sucher erkennen zu können, was sich gerade ins Bildfeld bewegt, um auf den richtigen Moment zu warten. Außerdem schätze ich ihre überragende Bildqualität und Detailgenauigkeit.

 

Ihre Bilder zeigen Alltags- und Straßenszenen, mal aus der Distanz, mal ganz nah dran. Wie schwierig war es, Kontakt mit den Einheimischen aufzunehmen?

Die Menschen in Nepal sind nach meiner Erfahrung grundsätzlich sehr freundlich und aufgeschlossen. Bei Begegnungen im öffentlichen Raum bemühe ich mich auch stets, respekt- und würdevoll mit den Menschen umzugehen. Da ich schon oft dort war, pflege ich zu vielen Menschen lange und intensive Kontakte.

 

Einige Motive zeigen Kinder in Rollstühlen oder mit Krücken. Wo sind Sie diesen Kindern begegnet? Wie intensiv haben Sie sie begleitet, sind freundschaftliche Beziehungen entstanden?

Die gezeigten Kinder im Rollstuhl oder mit Krücken sind Schüler der Siddharta Primary and Disabled School in Garma. Der Junge mit den Krücken ist hochintelligent und hat in der Schule schon mehrere Klassen übersprungen. Durch die Hilfe seiner deutschen Patin konnte er inzwischen mehrmals operiert werden, sodass es ihm jetzt möglich ist, ohne Krücken zu laufen.

 

Was wünschen Sie den Betrachtern Ihrer Bilder?

Einfühlungsvermögen in die regionalen Verhältnisse und insbesondere in die Situation der Kinder, die auf den Bildern zu sehen sind.

 

 

Hardo Reimann

Geboren 1948 in Oberquembach, Kreis Wetzlar. Reimann war in seinem Berufsleben als Anwalt und Notar tätig. „Ich habe versucht, mir autodidaktisch fotografische Fähigkeiten anzueignen. Ich habe aber auch einige Male an Workshops der Leica Akademie teilgenommen, die von meinem Heimatort nur zehn Kilometer entfernt ist“, so beschreibt der Fotograf seinen Werdegang. Seine Serie Mitrata – Hilfe für Nepals Kinder ist noch bis zum 18. Januar 2020 in der Leica Galerie Nürnberg zu sehen.

 

Website: Himalayan Care Foundation www.himalayancare.de

 

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