Zu den größten Leidenschaften von York Hovest zählen das Tauchen und das Fotografieren. Diese Kombination ermöglicht ihm, Bilder einer Welt zu schaffen, die den meisten Menschen verborgen bleibt – eine farbenfrohe Welt voller Vielfalt und Leben. Warum seine Arbeiten über ästhetische Aspekte weit hinausgehen und mit welchen Helden der Meere er sich in seinem gleichnamigen Projekt beschäftigt, berichtet er im Interview.

Welche Leidenschaft ist zuerst in Ihnen erwacht, das Fotografieren oder das Tauchen?

Die Fotografie, bereits im Grundschulalter habe ich die Kamera meiner Eltern geliebt. Im Urlaub habe ich immer alles und jeden fotografiert.

Was fasziniert Sie an der Schnittstelle von Fotografie und Tauchen?

Was mich daran besonders fasziniert, ist diese fremde Welt, die ich in Form von Fotos an die Oberfläche bringen kann. Diese Aufnahmen geben den Menschen einen Einblick in etwas völlig Anderes und Wunderschönes.

Ihre Begegnung mit dem Dalai Lama war eine entscheidende Wende in Ihrer Karriere als Fotograf. Können Sie sagen, inwiefern er Ihre Denkweise verändert hat?

Der Dalai Lama ist eine ganz besondere Persönlichkeit. Die Ruhe, die er ausstrahlt, vermittelt ein unglaublich friedliches Gefühl. Er ist so völlig bei sich und bei seiner Botschaft, die er seit so vielen Jahren überbringt, dass man augenblicklich anfängt, mit ihm mitzufühlen. Das hat mich dazu gebracht, ihm unbedingt etwas zurückgeben zu wollen von all dem, was er uns gibt. Glaube, Hoffnung und Mitgefühl. Auch ich versuche seither den Menschen mit mehr Mitgefühl zu begegnen. Bevor ich urteile, versuche ich mich in sie hineinzuversetzen. Denn nichts passiert ohne Grund. Nur, wenn wir die Beweggründe kennen, können wir richtig reagieren. Alles im Leben ist ein komplexes Zusammenspiel, sowohl in der Natur als auch in den verschiedenen Kulturen. Wir müssen sie respektieren und verstehen lernen.

Ihr Buchprojekt Helden der Meere besteht nicht einfach nur aus Unterwasseransichten, sondern überbringt eine Botschaft – was möchten Sie den Betrachtern in erster Linie mit auf den Weg geben?

Die Botschaft hinter dem Projekt soll den Menschen Hoffnung geben. Hoffnung darauf, dass es noch nicht zu spät ist, die Ozeane zu retten. Um das zu erreichen, habe ich viele unterschiedliche Wege dokumentiert, wie die Rettung aussehen kann. Ich möchte den Menschen zeigen, dass es nicht nur eine einzige richtige Lösung gibt, sondern dass wir Kombinationen aus vielen verschiedenen Ansätzen brauchen.

Wer genau sind die Helden der Meere und was tun sie, um den Zustand zu verbessern?

Als Helden bezeichne ich in meinem Projekt Menschen, die sich dem Erhalt unserer Ozeane verschrieben haben: Aktivisten, Wissenschaftler, Start-ups, Visionäre und Vordenker. Sie alle sind uns ein Vorbild im Umgang mit der Natur und im Tragen von Verantwortung. Ihre Arbeit ist sehr unterschiedlich. Mache bekämpfen Ursachen, andere wiederum die Konsequenzen. Jeder auf seine eigene Art und Weise. Ob es nun das Korallensterben, der illegale Fischfang oder die Plastikverschmutzung ist, wir haben wirklich viele Baustellen, an denen wir arbeiten müssen.

Was kann man selbst tun, um den gegenwärtigen Zustand zu verbessern?

Da gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, je nachdem, wie stark man sich als Einzelner engagieren möchte. Für die einen ist es der Verzicht auf Einwegplastik, für die anderen sogar der Verzicht auf alle tierischen Produkte. Viele Menschen spenden an Umweltorganisationen, andere beteiligen sich aktiv. Am Ende sollte aber jeder das für sich Mögliche tun, um seinen Teil zur Rettung des Klimas beizutragen.

Ihre Bilder zeigen eine extreme Farbenvielfalt unter Wasser, was nicht zuletzt am Dynamikumfang der Leica Kameras liegt. Aber wie viel Zeit nimmt die Nachbearbeitung in Anspruch?

Natürlich ist die Nachbearbeitung nicht unwichtig. Sie hilft, gewisse Details hervorzuheben, doch übertreiben sollte man es nicht. Die Kamera ist ja schon extrem leistungsstark, da sind die Bilder von Anfang an sehr farbintensiv. Und durch den Einsatz von Licht kann man ebenfalls viel akzentuieren.

Wie haben Sie die Leica SL fit für den Unterwassereinsatz gemacht?

Eine darauf spezialisierte Firma hat extra ein Gehäuse angefertigt, da es so etwas bisher für die Kamera nicht gibt. Die SL ist nicht als Unterwasserkamera konzipiert, doch ich wollte unbedingt einen Weg finden, sie trotzdem zu verwenden. Die Lösung war dann dieses Gehäuse. Darauf bin ich auch stolz, es funktioniert einwandfrei.

Welche Tipps würden Sie Fotografen mit auf den Weg geben, die es ebenfalls mit Unterwasserfotografie versuchen möchten?

Unterwasserfotografie ist etwas ganz anderes als die übliche Fotografie. Man muss so viel beachten. Zunächst einmal sollte man sich ganz genau mit dem kompletten Equipment auskennen, das man mit sich führt. Dies gilt für die Kameraausrüstung ebenso wie für die Tauchausrüstung. Strömungen machen es nicht einfacher. Man muss sich selbst stabilisieren und das Motiv bewegt sich ebenfalls. Auch das Farbspektrum ist unter Wasser ein ganz anderes. Durch ständiges Ausprobieren arbeitet man sich an die passenden Einstellungen heran und irgendwann weiß man bereits im Vorfeld, wie man in welcher Situation fotografieren muss, um das beste Ergebnis zu erzielen. Die richtigen Blitze spielen hierbei eine wichtige Rolle. Ich persönlich finde die Unterwasserfotografie extrem vielfältig und faszinierend. Doch sie erfordert auch unglaublich viel Wissen und Technik. Ich habe höchsten Respekt vor Fotografen, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben.

 

York Hovest.

Die Liebe und der Respekt vor der Schönheit unseres Planeten sind die treibende Kraft hinter den Projekten von Hovest.

Als investigativer Fotograf versucht er stets, beide Seiten der Medaille zu zeigen: Bildern von unberührter Natur und verborgenen Kulturen stehen Bilder von Ausbeutung und Zerstörung gegenüber, zu der Menschen fähig sind. Hovest möchte das Bewusstsein der Menschen schärfen und ihre Aufmerksamkeit auf die wichtigen Themen unserer Zeit zu lenken.

Sein Werkzeug ist die Kamera, sein Gefühl übernimmt den Rest. Das Buch „Helden der Meere“ ist seit September 2019 im TeNeues-Verlag erhältlich.

 

 

 

Leica SL2

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