„This Ain’t California“ – so hieß ein Dokumentarfilm über die „Rollbrettfahrer“ in der DDR. Ein wenig muten Ihre Fotografien an wie dieser Film – retro und in Schwarzweiß. War das Absicht?

Ganz und gar nicht. Ich fotografiere meist schon kameraintern mit einem Schwarzweiß-Preset, um mich besser auf die Komposition und das Motiv konzentrieren zu können. Insofern ist diese Wahl komplett natürlich für mich. Farben lenken oft ab, es sei denn, sie sind in meinen Augen mit dem Motiv im Einklang und verleihen dem Bild dadurch mehr Charakter.

Auf einigen Aufnahmen sind tatsächlich Palmen zu sehen … Kalifornien?

Leider nein … Anfang November letzten Jahres ging es für das „Irregular Skateboard Magazin“ nach Athen. Die komplette Serie ist auf einem Roadtrip über den Balkan nach Griechenland entstanden.

Was fasziniert Sie am Skateboarding – oder an der Fotografie darüber?

Ich fahre bereits seit mehr als 20 Jahren Skateboard, es ist also ein Hauptbestandteil meines Lebens. Skateboarding ist ein urbanes Sprachrohr, ich bin an viele verschiedene Orte gereist und habe eine Menge von Leuten kennengelernt, die die gleiche Faszination teilen. Die Fotografie darüber ist an sich nur ein Nebenprodukt. Mir geht es darum, zu dokumentieren. DAS Bild zu schießen. Beim Skateboarding entscheidet ein Tausendstel darüber, ob der Trick gut oder schlecht eingefangen ist, ob das Bild funktioniert oder nicht. Diesen einen, richtigen Moment zu treffen, fasziniert und freut mich immer wieder.

Es scheint, dass für Sie neben der Faszination für diesen „Sport“ der Mensch im Vordergrund steht …

Der Skater ist zumeist essenziell. Durch ihn wird ein Skate-Bild erst zum Skate-Bild, er spiegelt die Action wider. Allerdings steht er nicht immer unbedingt im Vordergrund. Je nach Situation, Umgebung und natürlich der fotografischen Präferenz entscheide ich, worauf der Fokus gelegt werden soll. Ist es eine Momentaufnahme oder ein geplanter Action-Shot? Auch bei Mustern, Linien, spannender Architektur oder reflektierenden Lichtern fällt automatisch der Fokus anders und der Skater rückt oft in den Hintergrund.

Gibt es eigentlich einen typischen Skateboarder?

Ich denke nicht, dass man ihn auf einen bestimmten Typ herunterbrechen kann. Eher stellt sich mir die Frage: Wann ist man Skateboarder? Wenn man früher ein, zwei Mal auf dem Board stand? Ich glaube, dass sobald man sich aktiv und passiv daran beteiligt, der Großteil der Gedanken sich nur noch um Skateboarding dreht und vor allem der Drang da ist, auf dem Board stehen zu wollen, dann ist man Skateboarder. Vereinfacht gesagt natürlich.

Klare Linien, Struktur und perfekte Komposition zeichnen Ihre Bilder aus – Zufall oder Inszenierung?

Ich behaupte mal, dass in den meisten Fällen die Komposition für mich zu einem unterbewussten und natürlichen Prozess geworden ist. Meistens versuche ich, ein Bild schon im Voraus zu sehen und mir das endgültige Produkt vorzustellen. Dieser Prozess geht meist zügig, sodass ich in bestimmten Situationen schnell reagieren kann.

Sie haben mit der Leica Q2 fotografiert, wie war Ihre Erfahrung?

Da ich in aller Regel mit einem Autofokus-System arbeite, fiel die erste Wahl auf diese Kamera. Ich denke, dass es für jeden Fotografen ein Highlight ist, mit den High-End-Produkten von Leica zu fotografieren. Gewicht, Größe und robuste Verarbeitung: Es war kein Problem, sie immer und überall dabei zu haben. Durch ihre immense Variabilität an Features war sie die perfekte Kamera für diesen Trip. Egal ob Low-Light-, Action- oder Lifestyle-Fotos – mit der Ausgangsbrennweite von 28 Millimetern und den kamerainternen Crop-Modes auf 35, 50 und 75 Millimetern sowie dem leistungsstarken 47-Megapixel-Sensor hatte ich viele Möglichkeiten, das Wesentliche schnell und mit bester Qualität einzufangen.

Von ganz nah bis ganz von oben – nach welchen Kriterien suche Sie Ihren Blickwinkel aus?

In erster Linie geht es immer um das Motiv. Je nach Situation entscheide ich, welcher Winkel interessant sein könnte. Bei Action-Shots bin ich dabei deutlich variabler als bei spontanen Aufnahmen, da mir der Gesamtablauf von Anfahrt, Ausführung des Tricks und Landung bekannt und alles berechenbar ist. Ich kann verschiedene Blickwinkel ausprobieren, je nach Gegebenheit muss ich mich aber dem Umfeld anpassen. Dann versuche ich, den bestmöglichen und interessantesten Winkel für meine Augen zu finden.

Welches Lebensgefühl repräsentiert Skateboarding für Sie?

Freiheit wäre wohl das Lebensgefühl, das am besten zutrifft.

Wie nah ist dieses Lebensgefühl für Sie selbst? Und was bedeutet es für Sie – als Mensch und als Fotograf?

Da man bereits durch gesellschaftliche Konventionen bis zu einem gewissen Grad eingeengt ist, sind für mich Skateboarding und Fotografie ein Weg, daraus auszubrechen. Dieser Weg bedeutet völlige Freiheit und Selbstbestimmung in meinem Handeln. Ich kann mir aussuchen, ob ich morgen skaten gehen will, ob ich diesen oder jenen Trick versuche oder einfach nur herumfahre. Dasselbe gilt für die Fotografie. Ich muss keine Fotos machen, ich will es, weil ich mich dafür entschieden habe.

 

 

BIO:

1988 in Mühlacker geboren, mit aktuellem Wohnsitz in Landau/Pfalz, absolvierte Fabian Reichenbach nach dem Abitur ein Studium der Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt in Politikwissenschaft. Bereits während des Studiums konzentrierte er sich mehr auf die Fotografie und eignete sich seine fotografischen Fähigkeiten autodidaktisch an.

Seit 2013 arbeitet er als selbstständiger Fotograf für unterschiedliche internationale Skateboard-Magazine und ist seit 2017 in der Redaktion des „Irregular Skateboard Magazins“ tätig.

Instagram-Accounts: @fabianreichenbach  @irregularskatemag

Foto: Hannes Mautner

 

 

 

 

Leica Q2

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