Seit Drohnen für viele Menschen erschwinglich geworden sind, boomen Luftaufnahmen aus aller Welt. Der britische Fotograf Tommy Clarke dagegen gehört zur alten Schule: Ausgerüstet mit einer Leica SL2 fotografiert er die schönsten Landschaften aus erster Hand – im wahren Sinn des Wortes. Im Interview erzählt er, wie er aus dem Hubschrauber oder Flugzeug fotografiert, schwärmt von der Karibikinsel Martinique und erklärt den Zusammenhang zwischen Luftbildfotografie und Umweltbewusstsein.

Wann haben Sie mit dem Fotografieren begonnen?

Eine Kamera habe ich zum ersten Mal mit 16 Jahren in die Hand genommen, nachdem ich mir bei einem Snowboard-Unfall das Rückgrat gebrochen hatte. Da ich eine Zeitlang keinen Sport treiben konnte, lieh ich mir die alte Kamera meiner Mutter und begann zu fotografieren, so konnte ich doch noch ein Teil des Teams bleiben.

Wie hat sich Ihre Leidenschaft im Laufe der Zeit entwickelt?

Nach meiner Verletzung habe ich Sportbilder aufgenommen und meine Schule bat mich, die damaligen Mannschaftskapitäne zu porträtieren. Ich genoss es, jemandem zu helfen, sich vor der Kamera zu entspannen, damit ich ein gutes Bild von ihm machen konnte. Das führte mich erst zur Modefotografie, dann zur Reisefotografie und schließlich zur Luftbildfotografie. Eigentlich liebe ich es, die ganze Breite der Fotografie auszuloten und mich nicht selbst in eine Schublade zu stecken. Obwohl mich meine Leidenschaft derzeit in diese Nische geführt hat, bleibe ich immer gespannt, was als Nächstes kommen könnte.

Beschreiben Sie uns die Insel Martinique und die kreolische Kultur?

Ich habe mich total in Martinique verliebt. Die Insel war für mich schon lange ein Reiseziel, seit ich Die Thomas Crown Affaire mit Pierce Brosnan gesehen habe. Der Film zeigt Martinique auf wunderschöne Weise und die Insel hat mich im wirklichen Leben alles andere als enttäuscht! Dort gibt es ein großartiges Zusammentreffen klassischer französischer Kultur mit dem wunderbar reichen karibischen Lebensstil. Die Architektur ist sehr französisch, aber für mich ist die Landschaft einfach perfekt. Schwarze, vulkanische Sandstrände, unterbrochen von unberührten weißen, und dazu Dschungel und Korallenriffe, die es ebenfalls zu erkunden gilt – und all das mit einer karibisch gewürzten, französisch angehauchten Schleife verbunden. Martinique ist ein ganz besonderer Ort.

Was sollen Ihre Bilder beim Betrachter bewirken?

Mir ist wichtig, dass ich dem Betrachter Bilder zeige, die die unglaublichen Landschaften der Welt wirklich widerspiegeln, keine Photoshop-Landschaften. Wenn sich jemand meine Aufnahmen ansieht und sich fragt, ob er eine echte Landschaft vor sich hat, ist das eine großartige Reaktion für mich. Aber da ich nun schon seit zehn Jahren die Welt von oben fotografiere, sehe ich auch die Auswirkungen und Schäden, die es auf der Erde gibt. Ich hoffe, dass meine Arbeit ein Gefühl für unseren Platz in der natürlichen Umgebung hervorrufen kann: die Erkenntnis, dass unsere Spezies – normalerweise nur als winziger Punkt auf einem meiner Fotos zu sehen – eine irreversible Wirkung auf den Planeten ausübt.

Wie komponieren Sie Ihre Bilder?

Ich habe immer versucht, Landschaften zu finden, die eine gewisse Abstraktion in meine Fotos bringen können. Im Idealfall würde ein Betrachter vor einem Bild stehen und nicht wissen, ob er ein Gemälde oder eine Fotografie betrachtet. Ich denke, das funktioniert besonders dann gut, wenn ich in der Lage bin, aus einem Hubschrauber direkt nach unten zu fotografieren, sodass der Betrachter ein wenig das Gefühl für Maßstab und Perspektive verliert.

Wie hoch ist der Aufwand, um die Genehmigung für Ihre Luftaufnahmen zu erhalten und ein Flugzeug zu mieten?

Das kann wirklich herausfordernd und sehr, sehr teuer sein. Aber das gehört dazu, wenn man mit Piloten zusammenarbeiten will, die mit mir über den Punkt fliegen, von dem aus ich die Aufnahme machen kann, die ich geplant habe. Solange man nicht in einen beschränkten Luftraum eindringt oder zu tief über Menschen fliegt, ist alles in Ordnung!

Wann wird ein Ort für Sie fotografisch interessant oder attraktiv? Haben Sie Lieblingsplätze?

Ich bin selbst an einem britischen Strand aufgewachsen und habe mich schon immer zu Stränden hingezogen gefühlt. Die Mischung aus bunten Handtüchern, Surfbrettern und Sonnenschirmen ergibt für mich immer eine farbenfrohe Leinwand, wenn ich von oben fotografiere. Ich denke immer, ein großes Foto eines perfekt aussehenden Strandes an der Wand zu haben, ist eine gute Möglichkeit, durch den Winter zu kommen, besonders im vernieselten London!

Welche Ausrüstung haben Sie benutzt? Setzen Sie auch Drohnen ein oder haben Sie die Kamera immer selbst in der Hand?

Ich habe aus Hubschraubern fotografiert, bevor Drohnen zur Verfügung standen. Es macht so viel Spaß, die Tür abzunehmen, sich anzuschnallen und die Welt von oben zu fotografieren. Ich habe beschlossen, dabeizubleiben und keine Drohnen zu verwenden. Auf Martinique hatte ich das Glück, mit der Leica SL2 aus einem kleinen Flugzeug heraus zu fotografieren. Wir sind höher geflogen als ich es normalerweise in einem Hubschrauber mache, aber die Qualität der SL2 ließ mich aus größerer Höhe mehr Details einfangen als zuvor.

Was bedeutet Fotografie im Allgemeinen für Sie?

Momente festzuhalten, kleine Zeitkapseln aus der Vergangenheit. Ich fühle mich sehr privilegiert, Fotograf zu sein, aber ich weiß auch, dass ich die Welt dokumentiere. Für mich ist Fotografie also mit Verantwortung verbunden. Das ist ein weiterer Grund für mich, auf Photoshop zu verzichten. Die Fähigkeit, die sich verändernden Landschaften der Welt zu betrachten, ist ein wichtiges Mittel.

Wie sind Sie auf die Welt der Leica Kameras gestoßen?

Ich habe Leica im Vereinigten Königreich wegen meiner Vorliebe für analogen Film kennengelernt, aber dann lud man mich ein, mit der SL2 eine Landschaft in meinem Stil zu fotografieren. Das war eine gelungene Einführung, da ich mir heute nicht mehr vorstellen kann, mit einem anderen Kamerasystem zu fotografieren. Ich verliebte mich in die Qualität, die ich erreichen konnte, als ich die SL2 mit dem APO-Vario-Elmarit-SL 1:2.8–4/90–28 kombinierte.

Gibt es Orte, die Sie in naher Zukunft besuchen möchten?

Neuseeland – im Sommer und im Winter –, das Yosemite Valley, Zentralaustralien, Grönland … die Liste ist lang und wird nicht kürzer!

Tommy Clarke wuchs an der englischen Südküste auf, wo er seine Ferien fast immer am Strand verbrachte. Das weckte ein tiefes Interesse für das Aufeinandertreffen von Land und Meer und daran, was Menschen mit diesen Orten verbindet. Als er in Sydney lebte, machte er seine ersten Luftaufnahmen vom Bondi Beach, auf denen er die bunten, über den Sand verstreuten Surfbretter einfing, die zu seiner ersten Serie Shore wurden. Seither hat Clarke sich von San Francisco über Utah und Mexiko bis zu den Kanarischen Inseln aus Hubschraubern und Kleinflugzeugen gelehnt und fotografiert. Clarke unterhält ein Studio in London, wo er lebt, wenn er nicht auf Reisen ist.

Leica SL2

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