Die britische Dokumentarfotografin Sarah Ascough porträtiert Menschen auf öffentlichen Plätzen wie Einkaufszentren und bei Veranstaltungen, etwa Hundeshows oder Karaoke-Partys für ältere Menschen. Im Interview spricht sie über das, was sie in einem Bild sucht, und über ihre Beziehung zu ihrem Landsmann Martin Parr.

Was möchten Sie auf einem Foto festhalten?
Ich wollte schon immer die Welt so zeigen, wie ich sie sehe. Ich bin Legasthenikerin und die Fotografie hat mir die Möglichkeit gegeben, mich ohne Worte auszudrücken. Ich war schon immer von Menschen und der beschwingteren Seite des Lebens fasziniert.

Wann haben Sie mit dem Fotografieren begonnen?
Ich bin mit einem Fotografen verheiratet, habe aber erst 2014 angefangen, selbst zu fotografieren. Mein Mann brauchte einen zusätzlichen Fotografen und fragte mich, ob ich Lust hätte, ein paar Aufnahmen zu machen. Ich war überrascht, aber ich bin froh, dass ich zugesagt habe. Seitdem ist die Fotografie mein Leben.

Sie porträtieren oft Menschen bei Veranstaltungen wie Hundeshows, Varietéaufführungen oder auf Filmsets. Was motiviert Sie?
Ich fotografiere gern Dinge, die mich wirklich interessieren. Ich hatte nie einen Plan, nur eine natürliche Neugierde auf das Leben und die Menschen.

Daraus schließe ich, dass Sie während der Corona-Sperren weniger Gelegenheiten zum Arbeiten hatten. Wie sind Sie mit der Situation umgegangen?
Leider befinden wir uns im Vereinigten Königreich immer noch im Lockdown. Meine Arbeit kam im März abrupt zum Erliegen. Ich habe viele malerische Landschaftsaufnahmen am Strand neben meinem Zuhause gemacht. Das war schon in Ordnung, hat mich aber nicht so begeistert wie meine normale Arbeit.

Betrachtet man Ihr Gesamtwerk, denkt man sofort auch an Martin Parr. Wie ist Ihre Beziehung?
Das erste Mal habe ich Arbeiten von Martin Parr in einer Ausstellung von Tony Ray-Jones gesehen. Ray-Jones war jemand, mit dem ich mich identifizierte, als ich anfing zu fotografieren. Ich habe Martin ein paar Mal getroffen. Nachdem ich mein Projekt Showfield abgeschlossen hatte, schickte ich ihm ein Exemplar mit der Frage, ob er es sich ansehen und mir seine Meinung dazu sagen würde. Mit einer Antwort hatte ich gar nicht gerechnet. Deshalb war ich erfreut, als er mir eine E-Mail schickte, in der er schrieb, dass es ihm gefiele und er es in die Bibliothek der Martin-Parr-Stiftung aufnehmen wolle.

Glauben Sie, dass es eine britische Art gibt, das Leben und die Fotografie zu sehen?
Ich glaube, es gibt einige Fotografen, die die exzentrischere Seite des britischen Lebens studiert haben, und daher rührt auch die Idee eines britischen Fotostils. Die Briten sind recht lustig, und wir haben viele Bräuche, die einzigartig sind, zu denen sich die Fotografen natürlich hingezogen fühlen. Aus persönlicher Sicht liebe ich Großbritannien und seine Menschen, und ich neige dazu, mich darauf zu konzentrieren.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Leica Kameras gemacht?
Ich verwende eine verchromte M9, meine Hauptkamera, und eine schwarze M9-P. Ich liebe die Einfachheit der Kamera und die Qualität der Dateien, besonders wenn es um Schwarzweiß geht. Die Kameras sind auch recht unauffällig, was bei der Arbeit mit Menschen hilfreich ist.

Ihre Aufnahmen wirken oft recht weiträumig. Welche Kamera und Technik verwenden Sie für diese Bilder?
Meine M9 mit einem 28er-Summicron. Ich verwende einen 28-mm-Brightline-Sucher für die Bildkomposition und bei Außenaufnahmen setze ich gern auf die hyperfokale Entfernung. Ich bevorzuge das Weitwinkelobjektiv, weil ich möchte, dass meine Bilder den Eindruck erwecken, als befände ich mich mittendrin. Ich arbeite gern sehr nah.

Was sind Ihre nächsten Projekte?
Ich hoffe, das Projekt über Rentner und die von ihnen besuchten Clubs und Einrichtungen weiterführen zu können, das ich vor dem Pandemie begonnen habe. Danach möchte ich einen Zirkus fotografieren, aber das wird wohl erst im nächsten Jahr der Fall sein.

Sarah Ascough ist eine international veröffentlichte Dokumentarfotografin. Sie lebt in Lytham St Annes, Lancashire. Ihre Arbeit spiegelt ihre Liebe zu Menschen, ihren Blick für Komposition und ihren Sinn für Licht und Form wider. Ihre Fotografien laden den Betrachter ein, über das Offensichtliche hinauszuschauen und die tiefere Erzählung des Bildes zu erforschen. Ihre Aufnahmen wurden in „Hello“, „OK!“, „Elle“, „InStyle“, „Harper’s Bazaar“, „Marie Claire“, „USA Today“, „Lancashire Life“, „London Evening Standard“, „Metro“, „The Sun“, „The Mirror“, „The Mail Online“, „Practical Photography“ und „Amateur Photographer“ veröffentlicht. Ihr erstes Buch, Showfield, wurde in die angesehene Bibliothek der Martin-Parr-Stiftung aufgenommen.

Für weitere strikt britische Inhalte werfen Sie einen Blick auf Sarah Ascoughs Website und ihren Instagram-Kanal.