Inspiriert von Bruce Chatwins Reisebericht In Patagonien, folgte Jung Ho Jung mit einer Leica SL2 der Ruta Nacional 40, eine der längsten Fernstraßen der Welt, nach Süden und fotografierte die scheinbar endlosen Weiten Argentiniens. Im Interview spricht er über seine Faszination für die Landschaft und warum er Leica Kameras mit Katzen vergleicht.

Was hat Sie dazu bewogen, in Patagonien zu fotografieren? Gab es etwas Besonderes an der Region, das Sie fasziniert hat?
Patagonien habe ich das erste Mal besucht, um für eine TV-Sendung Plakate zu fotografieren. Wann immer mir die Arbeit Zeit ließ, machte ich Aufnahmen der Landschaften, durch die wir fuhren. Der südamerikanische Kontinent ist riesig und entsprechend lang dauerte unsere Reise. Zumeist fotografierte ich die vorbeiziehende Landschaft aus dem Autofenster. Die karge, aber überaus schöne Landschaft entlockte mir Schreie der Begeisterung, meine Augen konnten sich von ihr nicht losreißen. Vor der Reise hatte ich Bruce Chatwins Reisebericht In Patagonien gelesen, aber ich hätte mir die weite, verlassene Landschaft, die er in seinem Buch beschreibt, niemals vorstellen können. Das muss man mit eigenen Augen sehen. Versuchen Sie selbst einmal die Ruta Nacional 40, die bis ans Ende der Welt führt, entlang zu fahren, und Sie werden das tiefe Glück eines Reisenden spüren, sogar in völliger Einsamkeit.

Bitte erzählen Sie uns von einem ganz besonderen Erlebnis auf der Reise.
Es passierte beim Trekking auf einem Gletscher. Ein Steigeisen verfing sich an meinem Knöchel und ich rollte fünf Meter den Gletscher herunter. Als ich wieder zu Sinnen kam, bemerkte ich, dass ich meine Leica fest in der Hand hielt. Die Kamera war nicht beschädigt und hatte nicht einmal einen Kratzer. Etwas Ähnliches ist mir früher schon mal auf Kuba passiert, als ich beim Reiten vom Pferd fiel. Dank der robusten Verarbeitung blieben Kamera und Objektiv unbeschädigt. Alle meine Begleiter waren erstaunt!

Welche Länder haben Sie auf Ihrer Route durchquert?
Auf dieser Reise habe ich nur Argentinien besucht. Über Iguaçu und Buenos Aires gelangte ich nach Patagonien. Dort besuchte ich El Calafate, bekannt für den Nationalpark Los Glaciares, und El Chaltén mit dem Monte Fitz Roy. Von dort reiste ich nach Ushuaia, die südlichste Stadt Argentiniens, die auch „das Ende der Welt“ genannt wird.

Welche Kamera haben Sie verwendet und welche Erfahrungen haben Sie mit ihr gemacht?
Immer wenn es ganz besonders auf die Fokussierung ankommt, verwende ich eine Leica SL2. Sie ist sehr zweckmäßig, weil ich bei der Aufnahme von Motiven, die sich schnell bewegen, aber auch unbewegten Objekten verschiedene Funktionen anwenden kann. In ruhiger Umgebung ist vor allem der geräuschlose Verschluss äußerst nützlich. Vergleichbares gilt, dank ihrer hohen Auflösung, für großformatige Prints.

Leica SL2

Es ist Ihre Entscheidung.

Sie haben einmal gesagt, es gäbe zwei perfekte Dinge auf der Welt: eine Katze und eine Leica. Inwiefern ähneln sie sich?
Sollte ich sagen, es ist das Gefühl der Zufriedenheit, das mich überkommt, wenn ich sie nur ansehe? Unter kinetischen Aspekten sind die Bewegungen einer Katze nahezu perfekt, ich bin immer wieder überrascht von ihren verschiedenen Haltungen und ihrer Beweglichkeit. So ist es auch bei der Leica. Das Gewicht des Bodys in der Hand und ihr elegantes Design sind einer Katze so ähnlich. Die Geschwindigkeit mit der die Kamera Objekte fokussiert, wirkt auf mich, als sei sie von der Schnelligkeit einer Katze inspiriert, wenn sie sich ihrer Beute bemächtigt.

Was sind Ihre nächsten Projekte?
Derzeit interessiere ich mich für Maßnahmen zur Stadtsanierung und die damit einhergehenden Probleme bei der Zwangsumsiedlung von Bürgern. In Seoul werden viele Stadtteile massiv saniert und ich habe einige Standorte über mehrere Jahre hinweg dokumentiert. Außerdem beobachte ich den Abstieg der Außenbezirke von Seoul. Sie sind nicht Teil der Stadtentwicklungspläne, können deren Vorteile nicht nutzen und befinden sich daher im langsamen Niedergang – obwohl sie schon zu einem vertrauten Teil des Stadtbilds geworden sind. Ganz gleich, aus welchem Grund ich jenseits einfacher Dokumentations- oder Archivierungszwecke den Auslöser betätige, hoffe ich, ein Fotograf zu sein, der mittels des Mediums kontinuierlich forscht und experimentiert.

Weitere Arbeiten von Jung Ho Jung finden Sie auf seiner Website und seiner Facebook-Seite. Seine Ausstellung “Beside” ist bis zum 9. August 2020 im Leica Store Cheongdam zu sehen.