Schmetterlinge haben ein kurzes Leben. Sie durchlaufen so völlig unterschiedliche Stadien – vom Ei zur Raupe, von der Puppe zum Falter – und werden jedoch erst im letzten Lebensabschnitt in ihrer vielfältigen Schönheit und filigranen Farbenpracht wahrgenommen und geschätzt. Heiko Hellwig hat ihrer Vergänglichkeit durch seine Fotografien ein ewiges Leben geschenkt. Zumindest in seinen prächtigen Farbaufnahmen, die er seit kurzem auch mit einer Leica SL2 anfertigt.

Welche Idee steht hinter Ihren Aufnahmen, bei denen es vermutlich um weit mehr als die fotografische Schönheit geht?

Ja, meine Arbeiten, auch die neueren Composings, bei denen mehrere Schmetterlinge zusammen gruppiert werden, sind lediglich eine bescheidene Hommage an die Natur selbst. Diese wird in heutiger Zeit viel zu sehr missachtet und dient leider nicht mehr unserer Inspiration. Die Missachtung geht ja inzwischen soweit, dass unsere lebenswichtigen Insekten massiv vom Aussterben bedroht sind. Und statt sich um den Erhalt dieser Schönheit zu kümmern, gibt es Fördergelder für die Entwicklung künstlicher Bienen, welche dann unsere Pflanzen bestäuben sollen. Natur und Klimaschutz gehen aus meiner Sicht anders. Dieser Gedanke der Wertschätzung für Umwelt und Natur spielt für mich und mein Werk auf jeden Fall eine wichtige Rolle und bei den komplexeren Composings sollte auch der Komplexität der Natur selbst auf fantasievolle Weise Rechnung getragen werden.

Verraten Sie uns Ihren Versuchsaufbau? Wie schaffen Sie es, die Schmetterlinge in dieser Form zu fotografieren?

Jedes Setup hat seine eigenen Tücken und Schwierigkeiten. Es sind natürlich keine Schnappschüsse, die Intention war aber auch eine andere. Die Idee war von Anfang an, sehr detaillierte Aufnahmen entstehen zu lassen, für Prints mit einer Kantenlänge von bis zu zwei Metern. Anfangs ging das ausschließlich mit Mittelformatkamera-Rückteilen. Aus dem anfänglichen Versuchsaufbau wurde mehr und mehr ein filigranes Setup bei dem der Schmetterling in etwa anderthalb Meter Höhe über einem tiefschwarzen Hintergrund schwebt.

Die Hintergründe sind also fotografiert und nicht etwa via Photoshop eingefügt?

Richtig. Anders, als bei meinen Aufnahmen von Kampffischen, ist hier der Studio-Aufbau das A und O. Es entsteht dadurch wesentlich weniger Arbeit am Computer, jedenfalls bei den Einzelporträts. Am Computer retuschiere ich lediglich Verletzungen der Schmetterlinge die ja, wie wir Menschen auch, manchmal an einem Ast, Strauch oder Dorn hängenbleiben und sich dabei leicht verletzten. Anders als bei den sich rasend schnell bewegenden Kampffischen habe ich hier den großen Vorteil, dass sich die präparierten Schmetterlinge ruhig verhalten. Allerdings braucht jeder Schmetterling doch sein persönliches Licht, damit sich die jeweiligen Farben voll entfalten können.

Wann haben Sie mit den Aufnahmen von Schmetterlingen begonnen?

Die Serie mit den Schmetterlingen begann 2014 mit ersten Tests. Die eigentlichen ersten perfekten, heute bei Lumas verkauften Schmetterlinge, entstanden dann im Frühjahr 2015.

Woher beziehen Sie Ihr Rohmaterial?

Ich bekomme diese Naturwunder von einem deutschen Sammler und Präparator, der selbst viel in der Welt unterwegs ist und seit vielen Jahren seltene Falter sammelt. Es gibt Exemplare, die tatsächlich Tausende von Euros kosten. Ich habe in meinem Atelier mittlerweile eine veritable Sammlung angelegt, die aus etwa 80 Exemplaren besteht. Ich arbeite ja auch noch immer weiter an dieser Serie, was mit der neuen Leica SL2 für mich wirklich leichter geworden ist. Nun brauche ich keine sperrige Fachkamera mit Digitalrückteil mehr.

Welche Vorteile hat die Leica SL2?

Die Multishot-Funktion der SL2 liefert mir eine genauso hohe Auflösung und hat den Vorteil der Leica Objektive, auch hier arbeite ich wieder mit dem Apo-Macro- Summarit-S 1:2.5/120. Und dazu hat sie noch den Vorteil eines kleineren Abbildungsmaßstabes. Das kommt der minimalen Tiefenschärfe im Makrobereich sehr entgegen. Das ist nämlich die eigentliche Herausforderung bei dieser Serie. Es sollen keinerlei Unschärfen zu sehen sein, um die Perfektion und Schönheit der Natur zur vollen Geltung kommen zu lassen.

Wie lange dauert eine Aufnahme ungefähr?

Das Fotografieren ist ja nur ein Teil der Arbeit, die digitale Feinarbeit ist nicht zu unterschätzen. Es kann jeweils mehrere Tage dauern, um alle Lichtschattierungen und Perspektiven perfekt aufeinander abzustimmen. Viele meiner Kollegen geben die Postproduktion an externe Dienstleister oder an ihre Assistenten ab. Ich mache alles selbst, denn für mich ist diese Arbeit auch eine Art Meditation über die Natur. Eine Welt, über die Mensch immer nur staunen kann.

Sie haben ein großes Faible für die Schönheiten der Natur: prächtige Farben und Formen scheinen Sie magisch anzuziehen – welche Rolle spielt Schönheit und Perfektion in Ihrem Werk?

Die Oberfläche eines Schmetterlingsflügels besteht nicht etwa aus Pigmenten oder etwas Ähnlichem. Bei genauem Hinschauen unter dem Mikroskop sieht man, dass alle einzelnen winzigen „Pailletten“ durch ihren dreidimensionalen Aufbau das Licht brechen und nur die gewünschte Farbe reflektiert wird. Ein echtes Wunder der Natur. Ich bin wirklich verliebt in alles, was die göttliche Natur hervorbringt, und erfreue mich täglich daran. Natürlich kann ich mich auch an schönen menschengemachten Objekten erfreuen, ich habe früher auch Architektur und Design studiert, jedoch ist die Natur selbst immer schöner, komplexer, vielfältiger und einfallsreicher. Das Einzige was sich ästhetisch auf einem ähnlichen Niveau bewegt ist die Musik von Johann Sebastian Bach, gespielt vom Cellisten Yo-Yo Ma. Beides empfinde ich als göttlich.

HEIKO HELLWIG, 1960 in Wuppertal geboren, lebt und arbeitet als freier Fotograf und Fotokünstler in Stuttgart. Sein erstes Studio gründete er 1991. Viele Jahre hat er für große Unternehmen und Konzerne wie BMW, Bosch oder Lufthansa gearbeitet und in internationalen Magazinen publiziert. Von 1998 bis 2001 war er als Dozent für Fotografie an der Haller Akademie der Künste in Schwäbisch Hall tätig. Heute widmet er sich vor allem freien künstlerischen Projekten, meist in konzeptionellen Serien, die über Lumas vertrieben werden. Zahlreiche Ausstellungen und Auszeichnungen.

Weitere Informationen auf  www.heikohellwig.com oder dem Instagram-Kanal

EQUIPMENT: Leica SL2 mit Apo-Macro-Summarit-S 1:2.5/120

Leica SL2

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