Anfang des Jahres ist das aktuelle Album Reinhold Beckmanns Haltbar bis Ende erschienen. Bereits seine dritte Veröffentlichung als Sänger, denn die eigene Musik ist für den beliebten TV-Moderator in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Mal rau, mal zärtlich und oft lakonisch singt er über Befindlichkeiten, Alltagsbetrachtungen, aber auch sehr persönlich über die eigene Familiengeschichte. Musik sei ein Sehnsuchtsort für ihn, so Beckmann. Die passenden Bilder, nicht nur für das Cover und PR-Maßnahmen, sondern auch für eine ebenso subtile wie visuell überzeugende Begleitung, hat der Hamburger Fotograf Steven Haberland geliefert. Gemeinsam haben sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit des Musikers begeben und im niedersächsischen Twistringen einen spannenden Tag verbracht – kein alltägliches Shooting, und die Leica Q2 des Fotografen war die ideale Begleiterin für einen besonderen Tag voller Überraschungen.

Musik ist ein wichtiger Aspekt in ihrem Leben – auch in Ihrer Arbeit?
Ja, ich habe vielleicht eine besondere Affinität zur Musik. Ich höre schon immer und sehr oft Musik, eigentlich in jeder Lebenslage. Auch bin ich ständig auf der Suche nach neuer Musik und ich merke immer wieder, dass Musik ein unendliches Universum ist, in dem es immer wieder Neues zu entdecken gibt. In Anlehnung an Loriot sage ich gern „Ein Leben ohne Musik ist möglich, aber sinnlos.“

Viele Ihrer Aufträge drehen sich um Musik und Sie fotografieren regelmäßig Musiker. Was ist das Besondere?
Ich denke, Musiker spüren sehr schnell, ob man nur einen Auftrag erledigt oder sich für Ihre Arbeit auch persönlich interessiert. Wenn man auch nur kurz über die Musik spricht und ein bisschen Ahnung hat, stellt sich schnell eine andere Vertrautheit ein. Das hilft, auch wenn ich manchmal nur eine Stunde oder noch weniger Zeit für einen Auftrag habe. Mir ist wichtig, dass ich nicht nur als Dienstleister wahrgenommen werde.

Für das Shooting mit Reinhold Beckmann hatten Sie deutlich mehr Zeit. Wie kam es zu dem Kontakt?
Wir haben uns vor etwa drei Jahren kennengelernt, als ich für sein Album Doppelspiel fotografierte. Ich kenne Leute aus seiner Band und wusste bereits, dass Beckmann nicht nur der Sportmoderator und Talkmaster ist, sondern auch Musik macht. Aber ich hatte damals noch keine Ahnung, welche Art von Musik er spielt und welche Bedeutung die Musik für ihn hat. Wir haben damals einen ganzen Tag im Studio verbracht und eine tolle Fotosession hinbekommen.

Und wie lief das Shooting für das aktuelle Album ab?
Es gab zwei Termine. Das offizielle Shooting fand in Beckmanns Privatwohnung statt, dort habe ich hauptsächlich mit meiner Leica SL2, einem 24-90mm Vario-Objektiv und einem 75er-M-Objektiv gearbeitet. Und auch meine Leica Q2 hatte ich schon dabei. Wir haben viel fotografiert, um aus dem Shooting möglichst viel Material zu bekommen, dass dann nicht nur für das Cover und Booklet, sondern auch für Plakate, Website und Pressefotos genutzt werden sollte. Nach Durchsicht aller Bilder hatte ich allerdings das Gefühl, dass da noch mehr ginge. Ehrlich gesagt, war mir zu wenig Musik drin, es fehlte aus meiner Sicht der für seine Musik wichtige Charakter, das Gefühl der handgemachten Musik. Erfreulicherweise kam es dann zu einem zweiten Shooting in Twistringen.

Das war dann auch für Sie eine Überraschung?
Ja, der Ortsvorschlag war Beckmanns Idee. Ich kannte Twistringen überhaupt nicht und wusste nicht, was mich dort erwartete. Wir sind gleich in das Kulturzentrum Alte Ziegelei gefahren, in dem Konzerte, aber auch Lesungen und Kulturveranstaltungen stattfinden. Der Vorsitzende des Vereins, der das Programm des Kulturzentrums macht, ist ein Neffe von Beckmann. Er hat uns dann erst einmal durch die ganze Location geführt, ein riesiges Areal. Ein großer Teil liegt noch in einer Art Dornröschenschlaf, es gibt noch Maschinen und Relikte aus der Zeit der Ziegelproduktion, der totale Wahnsinn. Ich habe dann sofort angefangen, mit meiner Leica Q2 zu fotografieren.

Sie hatten alle gewünschten Freiheiten?
Ja, wir haben komplett improvisiert, haben einfach den Ort genutzt, wir mussten gar nicht viel nachdenken. Und auch Reinhold Beckmann hatte seinen Spaß – er schlug gleich vor, irgendwann eine Ausstellung in der Ziegelei mit den Fotos zu machen. Das Vertrauen war da, ich hatte freie Hand, wir haben alle Möglichkeiten genutzt. Man muss einfach die richtige Wellenlänge haben, dann passt alles.

Wie fiel die Entscheidung für Schwarzweiß?
Das war spontan. Als ich den Ort sah, habe ich das Display der Kamera auf Monochrom gestellt. Das gefiel mir sofort, dieser Schwarzweiß-Look passte einfach besser zu der ganzen Umgebung und vor allem auch besser zur Musik.

Weil sie sehr persönlich, manchmal melancholisch ist?
Ja, genau. Die Entscheidung für Schwarzweiß ist vielleicht ganz unterbewusst entstanden, da ich Beckmanns Musik schon gehört hatte und die Stimmung seiner Lieder kannte.

Und die Leica Q2 war dann offenbar auch das richtige Instrument. Seit wann arbeiten Sie mit Leica Kameras?
Seit ungefähr drei Jahren. Für eine Reportage einer kleinen Band in Südafrika habe ich meine erste Leica Q erworben, danach sind dann noch andere Kameras dazugekommen. Und ich habe das nie bereut, es ist eben doch eine ganz andere Art der Fotografie, die man damit betreibt. Meine Traumvorstellung, nur mit einer Leica Q2 für einen Job loszuziehen, konnte ich jetzt bereits mehrmals umsetzen.

Was meinen Sie, wenn Sie von einer ganz anderen Art der Fotografie sprechen?
Dass man praktisch festgelegt ist auf die Brennweite und damit auch zum Beispiel bei jedem Porträt eine gewisse Vorgabe für ein größeres Einbeziehen der Umgebung hat. Da man nicht ganz so dicht wie gewohnt herangehen kann, ist der Blick für die Umgebung geschärft. Das hat sehr dazu beigetragen, dass sich meine Fotografie verändert hat. Dafür bin ich sehr dankbar. Aber es ist nicht nur die Qualität, sondern der rote Leica Punkt ist auch eine Art Türöffner. Ich habe mehrfach erlebt, dass die von mir fotografierten Musiker oder Prominenten sofort die Kamera erkannt haben. Beispielsweise war ich letztes Jahr mit der Big Band des NDR auf einem Jazzfestival in Schweden und hatte die Chance die Jazzlegende Benny Golson zu fotografieren. Als ich die Leica Q herausholte, sagte der über 90-Jährige als erstes: „Oh, a Leica! I have a Leica too.“ Und schon war das Eis gebrochen, man spricht über Leica und macht ganz nebenbei seine Fotos. Das habe ich schon mehrfach erlebt, das ist wirklich irre.

Also verstaubt Ihre SL2 jetzt komplett?
Nein, die SL2 ist meine Allround-Kamera, die ich gern bei Industrie-Aufträgen verwende. Mittlerweile filme ich auch mit ihr. Aber manchmal habe ich sie nur zur Sicherheit dabei und konzentriere mich ganz auf die Arbeit mit der Leica Q2. Für diese Kamera bin ich eben Feuer und Flamme.

Bio: „Ohne Musik und Fotografie kann ich mir mein Leben gar nicht mehr denken“, sagt der 1967 in Berlin geborene Fotograf Steven Haberland. Seit 1996 hat er sein Studio in Hamburg und arbeitet für internationale Auftraggeber wie Universal Music, Edel Music, Edel Books, Sony Music, Warner Music, Skip Records, oder C.A.R.E. Music. Vor seiner Kamera standen schon viele Prominente, darunter Quincy Jones, Al Jarreau, Pierre Boulez, John Neumeier, Clueso, Claude Nobs, Nils Landgren, Daniel Hope, Ornette Coleman, Kyle Eastwood, Götz Alsmann, Lizz Wright. Haberlands Jazzporträts wurden bereits mehrfach ausgestellt. Er ist Mitglied im BFF. Erfahren Sie mehr über die Fotografie von Steven Haberland auf seiner Website  und seinem Instagram-Kanal.

Leica Q

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