Selten ohne seine Leica M6 in der Tasche widmet sich Ray Barbee der Kunst der analogen Schwarzweiß-Fotografie aus einer ähnlichen Perspektive, wie er sie auch für seine anderen Leidenschaften gefunden hat: Seine Do-it-yourself-Attitüde, die ihn als Musiker und Skateboarder erfolgreich gemacht hat, zeigt sich auch in seinen Fotografien, die er seit über einem Jahrzehnt selbst entwickelt. Seine Motive sind mal laut, mal leise und halten Erkundungen, Entdeckungen und Erfahrungen aus dem eigenen Leben fest. Trotz der Abwesenheit von Farbe strahlt jede einzelne Aufnahme eine einzigartige Lebensfreude aus, immer verbunden mit der Botschaft, das Beste aus der eigenen Zeit zu machen.

Wann haben Sie mit der Fotografie begonnen und wie hat sich Ihre Leidenschaft im Laufe der Zeit entwickelt?
Mein Interesse an der Fotografie begann, als ein Sponsor mein Skateboarding unterstützte. Wenn ich mit den Fotografen unterwegs war, um mich für Skate-Magazine fotografieren zu lassen, lernte ich den Prozess und das damit verbundene Handwerk kennen. Ich war fasziniert von den vielen verschiedenen Kameratypen, die sie verwendeten. Das Interesse wuchs, als ich viele Jahre später eine eigene Kamera bekam und das Fotografieren und die Praxis in der Dunkelkammer erlernte.

Wie hat sich Ihnen die Welt der Leica Kameras erschlossen?
Jahrelang fotografierte ich mit einer vollautomatischen Schnappschusskamera, die ein 35-mm-Objektiv hatte. Im Hinterkopf war mir bewusst, dass ich eines Tages lernen wollte, wie man mit einer manuellen Kamera umgeht und Silbergelatineabzüge macht. Schließlich wechselte ich zu einer Spiegelreflexkamera, aber es stellte sich schnell heraus, dass für meine Art zu fotografieren eine Messsucherkamera besser geeignet war. Und dann landet man fast automatisch bei einer Leica. Vermutlich stellt das Unternehmen die besten Messsucher her, die es gibt.

Welche Kamera benutzen Sie?
Meine Lieblingskamera, mit der ich seit etwa 12 Jahren fotografiere, ist eine Leica M6 aus den 1980er-Jahren mit einem kanadischen 35-mm-Summicron-Objektiv. Das ist die Kamera, die ich fast immer benutze, mittlerweile ist sie fast schon mit mir verwachsen. (lacht)

Wie kam die Zusammenarbeit mit Vans zustande?
Vans ist an mich mit der Frage herangetreten, ob ich Teil einer Kooperation von Vans und Leica sein wolle. Ich fühlte mich sehr geehrt, nicht nur die Verbindung zwischen Skateboarding und Fotografie zu zeigen, sondern auch um den enormen Beitrag zu würdigen, den beide Unternehmen seit so vielen Jahren in ihren jeweiligen Bereichen leisten. Die Zusammenarbeit der beiden ikonischen Marken ist eine ganz besondere Kooperation.

Sie sind nicht nur Fotograf und Skateboarder, sondern auch Musiker. Was haben diese drei Berufe gemeinsam?
Zum Beispiel die große Freiheit, sich auszudrücken – jede dieser Tätigkeiten ist eine große Herausforderung und es gibt keine Regeln.

The joy is in capturing the journey ¬– das ist das Motto dieser Kooperation. Was genau bedeutet das für Sie?
Dieses Statement ist meine Art zu signalisieren, dass der Spaß in dem liegt, was man bei seiner Arbeit erlebt. Damit meine ich den ganzen Prozess, alles, was zum fertigen Abzug führt.

Was fällt Ihnen ins Auge, wenn Sie draußen auf den Straßen fotografieren?
Im Grunde genommen alles: Licht, Formen, Geometrie, Mimik, Körpergesten, Raritäten, Schönheit … Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Es ist viel Intuition im Spiel, ich reagiere auf die schnellen, flüchtigen Momente und denke nicht zu viel nach.

Warum bevorzugen Sie die Schwarzweiß-Fotografie?
Ich habe schon immer Maler und Künstler bewundert, aber ich konnte mich selbst nie dafür begeistern. Schwarzweiß zu fotografieren und die Aufnahmen in der Dunkelkammer zu entwickeln, lässt mich der Erfahrung nahekommen, mit Licht zu malen. Außerdem schätze ich die Freiheit, die mir Schwarzweiß gibt. Es ist von Natur aus abstrakt, weil wir nicht in Schwarzweiß sehen. Es gibt also nur sehr wenige vorgefasste Meinungen darüber, wie die Dinge aussehen sollten. Man kann nur sagen, dass einem der Druck nicht gefällt, aber man kann nicht sagen, dass er falsch ist. Anders als bei Farbbildern, bei denen man weiß, dass der Hautton nicht stimmt, wenn er irgendwie komisch ausschaut.

Wie beschreiben Sie Ihre visuelle Sprache?
Ich bin mir nicht sicher, was meine visuelle Sprache ist, aber ich weiß, dass Grautöne und Geometrie die Wurzeln meines Dialekts sind.

Was wollen Sie beim Betrachter hervorrufen?
Ich möchte einfach etwas hervorrufen … irgendetwas. Ich mache mir keine großen Gedanken darüber, was genau das sein könnte. Manchmal möchte ich, dass sie sehen, was ich gesehen habe, aber vor allem möchte ich, dass sie sehen, was ich in meinen eigenen Bildern nicht gesehen habe. Verschiedene Perspektiven zu schätzen, darin liegt eine Menge Schönheit.

Was ist Ihnen lieber, digitale oder analoge Fotografie – und warum?
Ich fotografiere aus vielen Gründen analog, aber ich sage immer scherzhaft, der Hauptgrund sei der, dass ich in meiner Dunkelkammer keine Jpeg-Bilder entwickeln könne. Ich fotografiere für den Druck.

Der US-amerikanische Skateboarder, Musiker und Fotograf Ray Barbee aus San Jose, Kalifornien, begann als Siebtklässler 1984 mit dem Skateboarden und wurde zu einem der bekanntesten Skateboarder seiner Generation. Seine Leidenschaft und seine Do-it-yourself-Einstellung, die ihn als Musiker und Skateboarder auszeichnen, prägen auch seine Fotografie. Seit zehn Jahren entwickelt er seine Fotos selbst. Barbees unbefangene Herangehensweise beim Einfangen des Moments und seine Sorgfalt, mit der er das Bild in der Dunkelkammer zur Entfaltung bringt, machen seine Aufnahmen so bescheiden und ehrlich wie den Mann hinter der Kamera. Erfahren Sie mehr über die Fotografie von Ray Barbee in seinem Instagram-Kanal.