Designerin, Malerin, Fotografin – Erika Astrid bewegt sich mühelos zwischen den Genres. Im Jahr 2012 zog die Autodidaktin von Deutschland in die USA, wo sie sich unter ihren beiden Vornamen als Modefotografin etablierte. Die hier gezeigte Serie, die im Herbst 2019 entstanden ist, ist nach einem Song von Lana Del Rey benannt – auch für Erika Astrid bietet Musik einen wichtigen Impuls, ihrer Kreativität immer wieder auf neue Weise Ausdruck zu verleihen.

Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?
Als ich im Januar 2012 von Deutschland in die USA, nach Idaho, zog, arbeitete ich noch für mein Modelabel Asuyeta. Ich konnte niemanden finden, der meine Kreationen fotografiert, also machte ich es selbst und habe mich sofort in die Fotografie verliebt. Ich war schon immer an der Fotografie interessiert, war aber viel zu ehrfürchtig, es wirklich zu versuchen, bis ich keine andere Wahl mehr hatte. Ich bin froh, dass es so gekommen ist.

Sie sind auch Malerin. Ziehen Sie eine Kunstform der anderen vor?
Ich liebe alle Arten, meine Kreativität auszudrücken. Je nach Stimmung oder Thema male ich, fotografiere oder fertige Collagen. Ich schätze alle Formen gleichermaßen.

Verstehen Sie sich als Fotografin oder allgemein als Künstlerin?
Ich bezeichne mich als Künstlerin, denn ich mag es, viele verschiedene Dinge zu machen, und ich denke den ganzen Tag über Kunst nach: Alles, was ich mache, mache ich, um mich selbst und meine Gefühle auszudrücken. Ich glaube, Künstler sind einfach eine andere Art Mensch und werden oft missverstanden. Manchmal denke ich, dass es so viel einfacher sein muss, normal zu sein – was auch immer das bedeutet.

Was ist für Sie die größte Herausforderung beim Fotografieren?
Wahrscheinlich die Arbeit mit Kunden, die mich meinetwegen engagieren, dann aber etwas ausgesprochen Kommerzielles wollen oder etwas, das überhaupt nicht zu mir passt. Das kann ich eine Zeit lang machen, aber dann fühle ich mich schnell ausgebrannt und meine Kreativität geht verloren. Deshalb bin ich einen Schritt zurückgetreten und mache nur noch das, was mir Spaß macht. Ich fotografiere nur noch, wenn ich Lust dazu habe, und nicht mehr, wenn ich muss, denn das hat meine Kreativität umgebracht. Außerdem bin ich gerade aus Los Angeles weggezogen und auf der Suche nach einer kleinen Farm an der Ostküste, wo ich ein einfaches Leben führen kann, in dem ich einfach nur kreativ sein kann.

Was ist Ihre Vorstellung von Schönheit?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein Konzept von Schönheit habe, aber ich fühle mich definitiv nicht von den typischen Schönheitsstandards angezogen – die sich zum Glück ändern. Ich sehe die Schönheit in der Verrücktheit und Tiefe eines jeden Menschen. Ich mag weder Perfektion noch etwas Langweiliges oder Seichtes.

Wie war es für Sie, mit dem Leica S-System zu arbeiten?
Der Look und die Anmutung der Bilder sind so traumhaft, anders als bei all den Digitalkamera, die ich bisher benutzt habe. Die Objektive sind wunderbar und der Body ist es auch. Die Kamera ist definitiv viel schwerer als die, die ich gewohnt bin, und man spürt das, wenn man den ganzen Tag fotografiert hat, aber das ist es wert! Auch die Bedienung ist sehr einfach.

Welche Art von Beleuchtung gefällt Ihnen am besten?
Das hängt von meiner Stimmung ab. Ich liebe natürliches Licht, insbesondere direktes Sonnenlicht zur Mittagszeit – was die meisten Menschen hassen – weil ich gern mit Licht und Schatten spiele. Genauso gern spiele ich aber auch mit Studiolicht. Ehrlich gesagt: Ich mag es sehr, ständig zu lernen und zu wachsen und nicht zu stagnieren.

Haben Sie einen Rat für jüngere Fotografen parat?
Einfach weiter fotografieren und experimentieren. Nicht denken, dass man alles weiß und dass die Bilder perfekt sind. Versucht immer, euch zu verbessern, und nehmt euch selbst oder die Branche nicht zu ernst, sonst frisst sie euch bei lebendigem Leib.

Erika Astrid, 1984 in Gießen geboren, ist als Fotografin Autodidaktin. Von 2002 bis 2004 machte sie eine Ausbildung zur Werbegrafikerin und gründete 2004 ein Modelabel, das sie bis 2013 führte. Seit sie 2012 in die USA zog, ist sie auch in der Modefotografie tätig. Ihre Arbeiten wurden u. a. in Harper’s Bazaar, Tush, Vogue Italia, Nylon, Paper und Marie Claire veröffentlicht. Zu ihren Kunden zählen Unternehmen wie Fendi und Nike. Erfahren Sie mehr über ihre Fotografie auf ihrer Website und in ihrem Instagram-Kanal.

Erika Astrids Portfolio Wild at Heart ist in der LFI 4/21 erschienen.