Jan C. Schlegel hat in früheren Serien bereits Insekten (Of Monster & Dragon) und Meerestiere (Creatures of the Seven Seas) in Szene gesetzt. Nun hat er sich Schlangen gewidmet, die er wieder, losgelöst von ihrer natürlichen Umgebung, auf weißem Untergrund fotografierte. Wie immer bei seinen Prints setzt er auf ein historisches Entwicklungsverfahren auf Platin-Basis – sie laden dazu ein, die Tiere in ihrer ganzen Schönheit und aus nächster Nähe zu betrachten, aber auch, sich mit den eigenen Ängsten zu beschäftigen.

In Ihrer Serie Of Monster & Dragon haben Sie sich der faszinierenden Welt der Insekten gewidmet, dann folgte Creatures of the Seven Seas und bei Of Fear and Death geht es nun um Schlangen. Was war Ihnen bei dieser Serie besonders wichtig?
Ich wollte an einer Serie arbeiten, in der es um das Thema Angst und Tod geht. Vielleicht auch, weil ich merkte, dass immer mehr junge Leute mit Ängsten zu kämpfen haben. So suchte ich nach einer Möglichkeit, das Schöne und Einzigartige in dem zu zeigen, bei dem wir vielleicht Angst empfinden. Ich denke, Schlangen sind die Tiere, vor denen die meisten Menschen Angst haben und sich nicht trauen, genauer hinzuschauen.

 

Wann haben Sie die Serie fotografiert?
Angefangen habe ich im Frühjahr 2019 und eigentlich wollte ich bis Mitte 2020 fertig sein. Aber dann kam Corona und das Reisen wurde schwierig, das letzte Bild entstand erst im Frühjahr 2021. Fotografiert habe ich bei Züchtern und Schlangen-Haltern in Thailand, den Niederlanden, der Tschechischen Republik und in Deutschland. Insgesamt habe ich 35 Schlangen fotografiert, von denen ich 16 in der Serie vorstelle.

Was möchten Sie mit Ihren Fotografien vermitteln?
Mich fasziniert es, Dinge zu zeigen, die man sonst nicht sehen kann und normalerweise auch nicht zu sehen bekommt. Ich möchte Details, Formen und Strukturen zeigen. Die Einzigartigkeit jedes Lebewesens und die Natur und ihre Schönheit. Farbe lenkt ab – deshalb fotografiere ich in Schwarzweiß und damit gleichzeitig auch das Verborgene, Mysteriöse.

Welche Tiere haben Sie zur Darstellung ausgesucht?
Natürlich geht es in der Serie sehr stark um Form und Struktur, das war ein wesentliches Kriterium für die Wahl der Schlangen. Der Titel der Serie lautet ja Of Fear and Death, so kamen nur Schlangen in Frage, die tatsächlich eine Gefahr für das Leben darstellen. Jede Schlange ist eine Vertreterin ihres heimischen Lebensraums etwa in Australien, Amerika, Afrika, China, Thailand oder Malaysia.

Welche Herausforderungen gab es beim Fotografieren?
Die Aufnahmen waren nicht so einfach, wie man es sich zunächst vorstellt: Der Besitzer legte eine Schlange in eine speziell vorbereitete weiße Box und ein Stativ mit einer Kamera wurde streng senkrecht und ohne Schutzglas darüber gestellt. Die größte Herausforderung war natürlich, dass die Schlangen „kooperieren“ mussten: eine schöne Form machen wie etwa die Grüne Mamba das Doppelherz. Das hatten wir überhaupt nicht erwartet. Einige der Schlangen sind extrem schnell und können mit Leichtigkeit binnen einer Sekunde überall im Zimmer sein. Diese Gefahr war schon eine Herausforderung für mich. Mir war klar, dass ich mich meiner Angst stellen muss, um eine Serie zu realisieren, bei der ich möchte, dass die Betrachter über die Dinge nachdenken, vor denen sie Angst haben.

Gerade die Prints Ihrer Aufnahmen sind sehr kunstvoll.
Mir geht es nicht um eine wissenschaftliche Dokumentation, mir geht es darum, auf eine neue Art in möglichst perfekter Weise die Schönheit der Objekte zu zeigen. Mit Platin habe ich die beste Möglichkeit gefunden, die Objekte perfekt darzustellen – mit Platin wird jedes Bild einzigartig, genauso wie die Lebewesen. Platin bringt die Details und die Tiefe, die kein anderer fotografischer Prozess erzeugen kann. Das Platin-Verfahren kann die meisten Graustufen darstellen und bringt die größtmögliche Zeichnung ins Schwarz.

Vor welchen Herausforderungen steht man bei der Arbeit mit Platin-Abzügen?
Es handelt sich dabei um ein mehrstufiges Verfahren, alles reine Handarbeit und sehr kostspielig. Auf das Papier wird eine Platinlösung aufgebracht. Durch die Belichtung im Kontaktverfahren mit dem Negativ entsteht metallisches Platin, das das Bild zeigt. Unbelichtetes Platin wird mit einer schwachen Zitronensäure ausgewaschen und dann folgt eine mehrstündige intensive Wässerung des Bilds.

Welche Rolle spielt das Papier dabei?
Eine wesentliche. Für diese Art von Bildern hat nur das Platine-Papier von Arches funktioniert, nur mit ihm habe ich ein reines Weiß erhalten. Aufgrund des chemischen Prozesses dürfen keinerlei andere Rückstände im Papier vorhanden sein, es muss aus reiner Baumwolle bestehen.

Mit welcher Kamera haben Sie die Serie aufgenommen?
Mit der Leica S (Typ 007) und dem Summarit-S 1:2.5/70 ASPH. (CS), dem Summicron-S 1:2/100 ASPH. und dem APO-Macro-Summarit-S 1:2.5/120 (CS). Alles drei herausragende Objektive, deren optische Leistung notwendig war, um diese Serie realisieren zu können. Ihre Schärfe ist einfach unschlagbar.

Jan Schlegel wurde 1965 in Triberg im Schwarzwald geboren. Seine Leidenschaft für die Schwarzweiß-Fotografie hat ein Workshop mit Walter Schels entfacht. Toni Schneiders, ein erfolgreicher Fotograf in seiner Region, wurde zu seinem Mentor. Schlegel arbeitet viel im Genre Porträtfotografie, sein Augenmerk liegt auf den Themen Globalisierung und Identität. Seine Bilder werden international in Galerien, Ausstellungen und auf Kunstmessen gezeigt. Erfahren Sie mehr über die Fotografie von Jan C. Schlegel auf seiner Website und in seinem Instagram-Kanal.

Leica S

Eine Klasse für sich.