Der mexikanische Bundesstaat Oaxaca ist bekannt für seine paradiesische Pazifikküste und dichte Nebelwälder; er ist aber auch reich an kulturellen Errungenschaften und Traditionen, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Eine davon ist die Herstellung der bekanntesten Spirituose des Landes: Mezcal. In Begleitung eines Freundes, Kenner des althergebrachten Verfahrens, reiste Jonah Smith nach Oaxaca und warf einen Blick hinter die Kulissen.

Wie kamen Sie darauf, die Herstellung von Mezcal zu fotografieren?
Im November 2021 fuhr ich mit dem Motorrad von Mexiko-Stadt nach Oaxaca, eine Woche dauerte die Tour. Einer der lieben Freunde, der mich auf dieser Reise begleitete, ist an der Marke „Madre Mezcal“ beteiligt. Nachdem wir in Oaxaca angekommen waren, war er für ein paar Tage mein Reiseleiter beim Erkunden und Fotografieren des 200 Jahre alten Verfahrens der Mezcal-Herstellung.

Wie sieht der Prozess aus?
Zuerst wird das Herz der Agave frei gehackt. Die Herzen werden dann in Räuchergruben, „palenques“, mehrere Tage gekocht, bis sie weich und breiig sind und die Rauch- und Erdaromen angenommen haben. In der Brennerei werden sie nochmals zerkleinert, um den Gärprozess zu unterstützen. Was übrig bleibt, ist bereit für die Destillation in Kupferkesseln.

Welchen Eindruck haben die Protagonisten auf Sie gemacht?
Ich fand es toll, wie stolz alle auf den Herstellungsprozess von Mezcal waren. Jeder Bauernhof und jede Brennerei hat ihr eigenes Rezept und ich schätze die Leidenschaft, mit der die Menschen ihre Geschichten erzählen. Einige Betriebe arbeiten seit mehr als 100 Jahren mit denselben Techniken. All diese kleinen Geschichten sind mir im Gedächtnis geblieben.

Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an dieser Tradition?
Ich fand die Menschen und das Verfahren faszinierend. In der heutigen Welt erscheint mir so ein Herstellungsprozess sehr altmodisch. Es gibt keine Computer, keine Rezepte oder Richtlinien auf Papier: Es war nur ein Mann, der aus dem Gedächtnis Anweisungen gab. Es gibt kein Regelbuch oder Handbuch, es wird von Generation zu Generation weitergegeben. Man hat das Gefühl, jeder Erzeuger und jede Brennerei folgen ihrer eigenen Geheimformel. Die Menschen, die ich dokumentiert habe, machen das schon seit Generationen so, auf diese spezielle Art und Weise, an diesem Ort: Das ist ein Teil der einzigartigen Qualität von Mezcal. Die Herstellung ist so arbeitsintensiv, an jeder Flasche sind so viele unterschiedliche Faktoren beteiligt, sodass jede Charge ein wenig anders ausfällt – wie Wein, der vom selben Rebstock von Jahr zu Jahr etwas anders schmeckt.

Für Uneingeweihte: Wie unterscheidet sich Mezcal geschmacklich von Tequila?
Mezcal hat im Gegensatz zu Tequila einen charakteristischen Rauchgeschmack, der durch das Räuchern der Agave in Gruben entsteht – Mezcal bedeutet wörtlich „geröstete Agave“. Für Tequila wird die Agave gedämpft, das führt zu einem süßlichen Geschmack.

Wie arbeitet es sich mit der Leica Q und SL2?
Wie bei all meinen Abenteuern habe ich eine Leica Q dabei, wenn ich Motorrad fahre oder durch die Straßen einer unbekannten Stadt gehe. Ich kann sie immer einschalten und fotografieren, während ich die Straße hinunterfahre, oder ich kann sie in die Hand nehmen und einen schnellen Schnappschuss machen, bevor der Moment verloren ist. Ich benutze diese Kamera jetzt seit 7 Jahren. Davor habe ich eine M6 verwendet, aber das war natürlich ein langsamerer Prozess. Wenn ich ein längeres Objektiv brauche, verwende ich die SL2 mit einem 50er oder einem 24–70-Zoom. Alle diese Aufnahmen entstanden mit der Leica Q oder der SL2.

Welchen fotografischen Ansatz haben Sie verfolgt?
Ich versuche, dokumentarisch zu arbeiten, dokumentarisch mit einem Cinema-verite-Ansatz. Ich suche den Moment, in dem die Leute nicht mehr wissen, dass ich da bin. Ich finde die Bilder und die Aktionen sehr fesselnd und kraftvoll, wenn es sich um einen wirklich natürlichen Moment handelt. Offensichtlich war es als Besucher schwieriger, jeder konnte mich kommen sehen. Aber nach kurzer Zeit verschwand ich mit der kleinen Q im Hintergrund: Die Leute vergaßen, dass ich dort war.

Gab es fotografische Herausforderungen, die es zu meistern galt?
Die strahlende Sonne. Ich hasse es, bei hellem Tageslicht zu fotografieren, ohne Wolkendecke oder Schatten. Beim Räuchern der Agaven entstanden Aufnahmen mit einem erstaunlichen Licht. Auch innen in der Destillerie gab es dieses schöne, weiche Licht, das ich mit dem lichtstarken Objektiv der Leica Q einfangen konnte.

Was haben Sie in Oaxaca erfahren?
Die Freundlichkeit und das Arbeitsethos aller Menschen, die ich getroffen habe. Ich freue mich darauf, bald zurückzukehren, um dieses Fotoprojekt fortzusetzen und das fantastische Essen zu genießen!

Geboren in Connecticut, wuchs Jonah Smith mit Fotografie auf und verbrachte viel Zeit mit den komplizierten Sets seines Vaters, des verstorbenen Fotografen Rodney Smith. Verliebt in Bilder und insbesondere in das Kino, besuchte Smith die NYU Film School und wurde nach seinem Abschluss unabhängiger Filmproduzent. Er drehte mehr als zehn Filme, darunter Requiem For a Dream, A Scanner Darkly und den Dokumentarfilm Religulous. Nach zehn Jahren in der Filmbranche gründeten Smith und sein Geschäftspartner Palmer West das Unternehmen Aether, das, inspiriert von Abenteuerreisen, technische Bekleidung für Männer und Frauen herstellt. Derzeit lebt Smith mit seiner Frau, zwei Söhnen und einem kleinen Hund namens Pepper in Los Angeles. Erfahren Sie mehr über die Arbeit von Jonah Smith auf seiner Website und in seinem Instagram-Kanal.

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