Mit dem M-System macht sich die britische Fotografin Sarah Ascough auf den Weg, das skurrile Treiben und das bunte Leben in Großbritannien einzufangen. Nicht einmal der Covid-19-Lockdown hielt sie davon ab, regelmäßig ihrer Leidenschaft zu frönen – aber mit einem anderen Thema: Hatte sie vor Covid Menschen in Aktion eingefangen, fotografierte sie nun Landschaften. Seit das gesellschaftliche Leben wieder in Gang gekommen ist, ist Ascough besser denn je darin, die kleinen Momente zwischenmenschlicher Beziehungen zu verewigen. Im Interview spricht sie über den Ursprung ihrer Leidenschaft, ihre optimistische Lebenseinstellung und wie ausgerechnet die Strandpatrouille ihr zu einem ihrer Lieblingsmotive verholfen hat.

Sie stammen aus Lytham St Annes an Englands Nordwestküste. Wie haben Stadt und Region Ihre fotografischen Vorlieben geprägt?
Fotografisch fühlte ich mich schon immer von der leichteren Seite des britischen Lebens angezogen. Die Briten sind am lustigsten und spleenigsten, wenn sie im Urlaub sind oder einen freien Tag haben. Dieser Teil des Nordwestens ist ein beliebtes Urlaubsziel für viele Briten aus der Arbeiterklasse im Norden Englands. Es ist großartig, all diese Britishness vor meiner Haustür zu haben. Das Licht ist fantastisch und hat mich schon immer zum Fotografieren inspiriert.

In welchen Situationen drücken Sie auf den Auslöser?
Ich laufe gern durch die Gegend und reagiere auf Dinge, die in meiner Nähe passieren, anstatt eine Szene im Sucher zu komponieren und darauf zu warten, dass dort etwas passiert. Wenn ich die Menschen, das Licht und die Komposition für ein potenzielles Foto sehe, mache ich normalerweise nur eine Aufnahme und gehe weiter. Manchmal führt diese Aufnahme zu anderen, aber zumeist bleibt es bei einem Foto.

In einem Interview haben Sie einmal gesagt, dass Sie die optimistische Seite des Lebens interessiere. Ist das der Hauptstrang Ihrer fotografischen Arbeit?
Die Fotografie diente unzählige Male als Werkzeug, um Leiden, Konflikte und die dunklere Seite unseres Lebens zu dokumentieren. Das ist nicht schlecht, aber ich wollte immer eine angenehmere und lustigere Seite des Lebens zeigen. Meine Lebenseinstellung ist immer optimistisch, und ich nehme das Leben nie zu ernst. Ich hoffe sehr, dass sich das auch in meiner Arbeit zeigt.

Wie halten Sie die Balance zwischen einem sehr filmischen Stil und einer starken Bildsprache, die eng bei den Menschen ist?
Ich sehe die Welt auf eine bestimmte Art und Weise und versuche, das in ein Foto zu übersetzen. Die Verwendung eines 28-mm-Objektivs im größten Teil meiner Karriere hat viel mit Balance zu tun. Die Brennweite gibt ein Sichtfeld wieder, das ich sehr natürlich finde, aber es zwingt mich auch, auf die Menschen zuzugehen. Das war anfangs ein anstrengender Kampf um die richtigen Fotos. Im Laufe der Jahre habe ich mich aber so daran gewöhnt, nah dran zu sein, dass ich nicht einmal mehr darüber nachdenke.

Haben Sie in letzter Zeit ein Lieblingsbild aufgenommen?
Ja, das Foto des Mädchens, das vom Pier in Brighton springt. Sie gehörte zu einer Gruppe von Teenagern, die sich am Wasser vergnügte. Ich näherte mich und machte ein paar Fotos von ihnen. Als sich eines der Mädchen bereit machte, riefen ihr Mitglieder der Strandpatrouille aus einem kleinen Boot zu, nicht zu springen. Als sie sprang, rief sie ein Schimpfwort und machte die Geste, die Sie auf dem Bild sehen.

Warum arbeiten Sie bevorzugt mit der Leica M9? Und was ist Ihr Lieblingsobjektiv?
Die M9 war die erste Leica Kamera, mit der ich fotografiert habe. Ich habe sie über mehrere Jahre benutzt, bevor ich sie 2020 durch eine M Monochrom ersetzt habe. Die Bilder beider Kameras haben einen Look, den ich mag. Sie wirken filmähnlicher als viele Digitalkameras. Ich mag diese Schwarzweiß-Filmästhetik aus der Mitte des letzten Jahrhunderts: Besonders die M Monochrom gibt mir diesen Look. Ich bleibe auch gern bei einer Sache und verwende sie unerschütterlich, sodass sie mir zur zweiten Natur wird. Genauso verhält es sich mit der Wahl meines Objektivs. Seit ich die M9 zum ersten Mal in die Hand genommen habe, benutze ich ein jetzt 20 Jahre altes Summicron-M 1:2/28 ASPH. für alles, bei der M Monochrom zusätzlich mit einem Gelbfilter.

Welche Rolle spielt die Fotografie generell in Ihrem Leben?
Auf die Gefahr hin, kitschig zu klingen, aber ich lebe, atme, esse und schlafe Fotografie. Ich bin mit einem Fotografen verheiratet und wir widmen der Fotografie unser Leben. Mit ihr verdienen wir unseren Lebensunterhalt und mit ihr entspannen wir uns. Sie ist unsere Leidenschaft und der Grund, warum wir morgens aufwachen. Wenn ich ein oder zwei Tage lang keine Fotos gemacht habe, werde ich unruhig.

Welche Projekte stehen aktuell an?
Drei Monate bevor Großbritannien in den ersten Covid-Lockdown ging, hatte ich ein Projekt zum Thema Alter begonnen. Es geht darum, wie kleine Clubs und lokale Vereinigungen Kameradschaft, Freundschaft und Möglichkeiten bieten, sich fit zu halten und seine Interessen mit anderen zu teilen. Das musste ich während der Pandemie auf Eis legen, da meine Protagonistinnen und Protagonisten alle zur Hochrisikogruppe zählten, aber im Oktober 2021 habe ich wieder angefangen, daran zu arbeiten. Fotografisch bin ich noch ein Baby. Ich fotografiere erst seit 2014, also ist alles noch neu für mich und es ist einfach, motiviert zu bleiben. Ich werde wahrscheinlich mit einer Kamera in meinen Händen sterben!

Sarah Ascough ist eine international veröffentlichte Dokumentarfotografin, sie lebt in Lytham St Annes, Lancashire. Ihre Arbeit spiegelt ihre Liebe zu Menschen, ihr Auge für Komposition und ihren Sinn für Licht und Form wider. Ihre Fotografien laden Betrachter ein, über das Offensichtliche hinauszuschauen und die tiefere Erzählung des Bildes zu erforschen. Magazine und Zeitungen wie Elle, InStyle, Harper’s Bazaar, USA Today, The Sun, The Mirror und The Mail Online haben ihre Bilder veröffentlicht. Ihr erstes Buch, Showfield, wurde in die renommierte Bibliothek der Martin Parr Foundation aufgenommen. Erfahren Sie mehr über die Fotografie von Sarah Ascough auf ihrer Website und in ihrem Instagram-Kanal.

Die Leica. Gestern. Heute. Morgen.

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